Keine Ambitionen: Beyoncé steigt aus dem Pop-Diven-Rennen aus.

Wenn man sich erst mal durch den Schrott gehört hat, den die (zweifellos interessanteren) Künstlerinnen Katy Perry und Lady Gaga auf ihren Platten fabrizieren – dann jubiliert man förmlich über die Ereignislosigkeit von Beyoncés neuem Album. Über die majestätische, wie eine Armee Kolibris in der Luft stehende, mit Weinbrand und Bienenwachsseife gewaschene Ödnis. Und darüber, dass sich diese Sängerin und Tänzerin mit fast 30 offenbar entschieden hat, nicht mehr mitzurennen im space race der Pop-Diven. Denn „4“ lässt nun wirklich null Ehrgeiz erkennen, vorne dabei zu sein: keine mega-cleveren Samples wie bei „Crazy In Love“, keine giga-ambitionierten Beat-Architekturen wie auf dem Album „B’Day“. Die erregenderen Platten waren das allemal, aber 2011 fühlt es sich völlig geglückt und angemessen an, dass Beyoncé hier mal eben einen auf Samstagnachmittag-Soul macht, auf Whitney-Houston-Täntchenhaftigkeit, bisschen auf Ghettoblaster-Nostalgie. Wenn Beyoncé von Videos und Klunkern ablenken und sich unmissverständlich als gute Sängerin produzieren wollte, dann hat sie mit dieser Platte alles richtig gemacht.

Was nicht heißen soll, dass wir davon noch viel mehr brauchen. Aber wer sich bei Beyoncé nie sicher war, ob sie – nach schwülen Hymnen an Papa und dem Auftritt bei den Gaddafis – die Kurve noch kriegen würde, der wird „4“ mit Freude hören. Duftes Entertainment für Erwachsene! (Sony) Joachim Hentschel

Beste Songs: „Party“, „Countdown“