Little Dragon :: Ritual Union

Damon Albarn wird’s gefallen: stilistisch entfesselte Popmusik

Yukimi Nagano hat einen berühmten Fan: Damon Albarn. Ihre Band Little Dragon spielte 2010 im Vorprogramm der Gorillaz und ging im Live-Ensemble der gar nicht mehr so virtuellen Supergroup auf. Auf „Plastic Beach“ sang Nagano mit Albarn zudem das großartige, vom Surf in Acid-Jazz kippende „Empire Ants“. Es ist ein Song, der auch auf „Ritual Union“, das dritte Album der Schweden, passen würde, ist die gemeinsame Zielprojektion doch letztlich die Neuprogrammierung einer hybriden, retrofuturistischen und stilistisch gänzlich entfesselten Popmusik.

Der vierköpfigen Band aus Göteborg steht dabei nur ein Bruchteil der Ressourcen von Albarns Think Tank zur Verfügung, das stört jedoch kaum. Denn Little Dragon haben ein originäres Gespür dafür, aus vertrackten Rhythmen und pointierten Keyboard- und Synthesizer-Texturen freigeistige Songs herauszuarbeiten, die zwischen skandinavischem Elektropop, Leftfield und den Untiefen eines James Blake changieren. „Little Man“ kommt gar als minimalistischer Ententanz von Synthesizer, Drumcomputer und Tamburin, weil Nagano dazu haucht und jauchzt wie ein ganzer Frauenchor.

Überhaupt ist es beeindruckend, mit welcher stimmlichen Flexibilität Nagano den doch eher experimentellen Tracks richtig viel Soul einhaucht. Dabei haben Little Dragon mit dem sanft groovenden Titeltrack „Ritual Union“ auch noch ihren besten Song seit der Downtempo-Ballade „Twice“ aus dem Jahr 2007 geschrieben. Damon Albarn wird das komplette Album lieben. (Peacefrog/Rough Trade) Christoph Dorner

Beste Songs: „Ritual Union“, „Please Turn“

The Pigeon Detectives H

Up, Guards And At ‚Em

Schmerzfreier und zähflüssiger Power-Pop von gestern

Ganze 18 Monate hat sich das Quintett aus Leeds Zeit genommen für das dritte Studioalbum. 40 Songs hatten die Pigeon Detectives geschrieben, wovon sie 20 vorsorglich aussortiert haben, um später die besten zehn herauszupicken. Wie die restlichen Stücke klingen, die es nicht auf die Platte geschafft haben, will man angesichts von „Up, Guards And At ‚Em“ lieber nicht wissen. Dass sie uns vorenthalten werden, lässt das Schlimmste befürchten. Aufgenommen in New York mit dem Produzenten Justin Gerrish, der zuletzt mit Vampire Weekend zusammen gearbeitet hat, bietet das Album komprimierte, drollige Gitarrenkracher nach Schema F, die – sieht man von den elektronischen Sperenzchen des Openers „She Wants Me“ einmal ab – mehr von dem liefern, was man von der Band eh schon kennt.

Das pennälerhafte Songwriting ist zum Teil erbärmlich, und was auf ihrem Debüt vor vier Jahren noch einigermaßen rotzig und kantig daherkam, wirkt jetzt sämig und glatt geschliffen. Es ist jene Art der überschwänglichen, in gelungenen Momenten wenigstens tanzbaren Rockmusik, die niemandem wehtut, die ihre besten Zeiten aber längst hinter sich hat. Überraschte und verzückte Gesichter in der Indie-Disco dürfte sie nur bei Leuten hervorrufen, die ihr Kurzzeitgedächtnis an der Garderobe abgegeben haben.

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