The Cars :: Move Like This
New-Wave-Pop, der so tut, als wäre nichts gewesen
Ist das ein Irrtum? Ist das wirklich eine neue Platte der Cars? Eliott Easton spielt in Nummern wie „Sad Song“ doch exakt die gleiche Ra-ta-ta-ta-Achtelnoten-Gitarre, die er immer spielt. Greg Hawkes lässt seine Synthies in Stücken wie „Blue Tip“ die altbekannten Gegenmelodien quaken. David Robinsons Schlagzeug tritt in Songs wie „Too Late“ forsch und unternehmungslustig wie immer auf. Und Ric Ocasek singt dazu die Melodien, die er immer schon draufhatte. Alles klingt so vertraut, dass man versucht ist zu glauben, all diese Songs auf dieser Platte schon vor vielen Jahren auf Cars-Alben wie „Shake It Up“ oder „Hearbreak City“ gehört zu haben.
Mit „Move Like This“ geht es einem damit aber eigentlich nur wie mit jeder neuen Platte der Cars. Das hatte man bloß vergessen, weil das letzte Album vor 24 Jahren erschienen ist. In den Songs zum Comeback ist zwar viel vom Vorankommen die Rede, doch musikalisch tut die Platte so, als wenn seit den 80er-Jahren nichts gewesen wäre.
Das Repertoire besteht aus knuffigen New-Wave-Powerpopsongs, die manchmal ein bisschen Heavyrock atmen („Keep On Knocking“), manchmal hübsch-sentimentale Balladen hervorbringen („Soon“). In „Free“ klingt die Band ein bisschen nervöser als früher, „Drag On Forever“ schielt in Richtung Stadionrock, und Ocasek behauptet, dass er keinen Druck mehr spüre und, dass die Vergangenheit abgehakt wäre. In der Ballade „Take Another Look“ taucht zum Heimorgel-Rhythmus der breiige Synthiesound des Schmachtfetzens „Drive“ wieder auf, den damals der inzwischen verstorbene Bassist Benjamin Orr sang. Und in Songs wie „It’s Only“ oder „Hits Me“ hält sich die Band brav, an den Bauplan, mit dem sie in den 80er-Jahren Platinalben sammelte.
Bei einem Comeback nach so vielen Jahren darf man ein bisschen mehr erwartet. Selbst von den Cars. (Concord/Universal) Gunther Reinhardt