Joy Denalane :: Maureen
Ein allzu perfektes der großen deutschen Soulsängerin
Sorry, Joy. Ich weiß: Dieses Studioalbum ist Dir wichtig. Es ist Dein persönlichstes, nachdem Du zuvor eher die Liebesdramen anderer beobachtet und analysiert hast. In Deinem Leben ist nun viel passiert, dass Du hier verarbeiten musstest. Dank Dir und Max Herre gibt es jetzt die Bezeichnungen „Ex-Ex-Frau“ und „Ex-Ex-Mann“. Du hast Dein drittes Album darum auch „Maureen“ genannt – nach Deinem zweiten Vornamen, nach Deinem zweiten Ich. Lass mich also zunächst sagen: Es ist perfekt! Die Instrumentierung passt, die Arrangements sind beeindruckend, wo ein Duettpartner wie Julian Williams vonnöten war, hast Du ihn Dir genommen. Über die Produktion lässt sich ohnehin nicht mäkeln – da waren ja weiß Gott keine Amateure am Werk. Und Du selbst kannst toll singen, technisch gesehen, keine Frage. Einige halten Dich für die größte Soulstimme dieses Landes.
Es ist nur: Das alles berührt mich nicht, reißt mir das Herz nicht auf. Ich vernehme nur, verzeih mir, feine Vokalakrobatik – doch ich bin nie gern in den Zirkus gegangen und schaue mir auch keine Talentshows an. Ich muss nicht weinen wie zum Beispiel bei Al Green, Jackie Wilson oder Bobby Womack, den Großen des Souls. Oder innehalten wie bei „Tausend Tränen Tief“ von Blumfeld, wenn wir uns an Deutschsprachigem orientieren wollen. Hier spüre ich nur Kälte und Befremdlichkeit, so, als würde ich in den Ratgeberseiten von „Cosmopolitan“ blättern. „Wo wollen wir hin von hier?“ Was bleibt den angeschlagenen Seelen, die nirgendwo hin können, weil niemand sie so haben will, wie sie sind? Jetzt, wo im Soul nicht mehr über sie gesungen wird? „Träume werden nur wahr, wenn wir uns bewegen“? Manchmal sind Stillstand und Verzögerung notwendig.
Ich wünsche Dir viel Erfolg. Du wirst ihn haben. (Nesola/Sony) Frank Lähnemann