The Mountain Goats :: All Eternals Deck
Kein Entkommen: Schrammelfolk, Erhabenes und Streicherseliges
Nach der biblischen Exegese „The Life Of The World To Come“ hat John Darnielle das Heilige Buch gegen weltliche Schrecken eingetauscht. „All Eternals Deck“ funktioniere wie ein okkulter Horrorstreifen aus den Siebzigern, sagt der Mountain-Goats-Songwriter, den der „New Yorker“ mal „America’s best non-hip-hop lyricist“ nannte. Er habe wissen wollen, wie sich die Jahreszeiten und wechselnde Orte auf seine Songs auswirken, erklärt Darnielle. So entstanden die Stücke über ein Jahr mit vier Produzenten in Kernersville/New Carolina, Boston, Brooklyn und St Petersburg/Florida.
Kann man das den Songs anhören? Wenn man’s weiß, ja. Es gibt frühlingshafte Hormonausschüttungen, sonnenhelle Gitarren, herbstliche Melancholie und Winterdepression auf diesem Album, das ein bisschen klingt wie ein Best-Of mit neuen Songs. Vampire, Schlangen und Charles Bronson geistern durch die Stücke, die vom akustischen Schrammelfolk bis zum Erhabenen, Streicherseligen reichen, sogar ein unheimlicher Männerchor taucht auf. Vielleicht ist es dem Bibelstudium zu verdanken, dass gegen Ende, in der tränentreibenden Ballade „Never Quite Free“ kurz die Hoffnung aufleuchtet. Aber, ach, trotzdem ist natürlich kein Entkommen aus den eigenen Obsessionen und Sehnsüchten, wie der irre Stalker auf dem Hollywood Boulevard in „Liza Forever Minelli“ erkennt – „anyone here mentions, Hotel California‘ dies before the first line clears his lips.“ (tomlab) Maik Brüggemeyer