Beatsteaks :: Boombox
Ein vielseitiges, wieder sehr energisches Werk der Berliner
Wie man hört, haben die Musiker der Beatsteaks sehr unterschiedliche musikalische Vorlieben, weshalb ein Album immer eine Art Kompromiss der Geschmäcker sei. Zudem komponieren in dieser Band nicht nur die Gitarristen, sogar der Schlagzeuger schreibt mit und erweitert den kreativen Pool.
Man bewundert die Berliner ja schon seit fünf, sechs Jahren deutschlandweit für ihre Energie, für den internationalen Sound und insgesamt dafür, dass sie so souverän und dreidimensional klingen. Kann doch sein, dass der interne Wettbewerb ums beste Lied für die Klasse der Beatsteaks eine Rolle spielt.
Die vielen Schreiber hört man auch den neuen Liedern an, die in stilistisch unterschiedenen Zweierreihen das neue Werk, „Boombox“, bilden. Zwei Lieder mit Reggae- bzw. Dub-Rhythmus, zwei wilde Punkrocker, zwei sehr britische Buzzcocks-/Madness-/Maximo-Park-Rocker, zwei experimentierfreudige Cuts ohne Kategorie – das Repertoire ist klar konturiert und deshalb erfrischend. Ganz toll: das jubilierende „Milk & Honey“, dessen UK-underdog-Romantik ans Herz geht, der Spätachtziger-Punkrock-Hardcore von „Bullets From Another Dimension“, und das derbe „Cheap Comments“, bei dem man sich gleichzeitig an die Dead Kennedys und die frühen Midnight Oil erinnert. Muss man auch erst mal schaffen!
Genauso gut wie die Vielfalt kann man aber das Gemeinsame dieser Lieder betonen. Der Punk als Ursprung, die Energie als Grundvoraussetzung: Das gilt doch eigentlich für jedes Lied der Beatsteaks. Diese neue Platte entstand im Proberaum, weil im regulären Aufnahmestudio die Inspiration abhanden kam. Da steht dann doch das gemeinsame Spiel im Vordergrund, der goldene Moment, das So-sind-wir-richtig-Gefühl. Alles zu hören auf einem Album, das zeigt, was die Beatsteaks tatsächlich sind: eine der besten Rockbands Deutschlands. (Warner) Jörn Schlüter