Gang Of Four :: Content
Die ewig kritische Post-Punk-Institution kehrt mit Wucht zurück.
Blut, Schweiß und Tränen, aber vor allem Blut hat es gekostet: Um „Content“ zu finanzieren, bot die Gang Of Four ihren vampiristisch veranlagten Fans im Vorhinein eine limitierte Edition an, die neben anderen Devotionalien auch Blutproben der Bandmitglieder beinhalten soll. Dank des künstlerischen Aderlasses veröffentlicht das Quartett, von dessen Original-Besetzung nur Jon King und Andy Gill übrig sind, nun zum ersten Mal seit 1995 neues Material.
Von Anämie zeigt sich in den elf Songs glücklicherweise keine Spur. Die englische Post-Punk-Institution, die mit ihren Funk-Anleihen und den schneidenden Gitarrenriffs stilprägend für etliche Nachgeborene wie The Rapture oder Franz Ferdinand war, vereint weiterhin den politischen Schlag in die Magengrube mit der schüchternen Aufforderung zum Tanz. Zu ekstatischen Körperverrenkungen animieren können andere allerdings inzwischen besser. Dafür geben sich Stücke wie „Never Pay For The Farm“ oder „You Don’t Have To Be Mad“ einfach zu widerborstig.
Ein wenig fühlt man sich bei der gesamten Platte an das Comeback von A Certain Ratio vor wenigen Jahren erinnert: Das Songwriting ist ausgezeichnet – so erzählt „Do As I Say“ vordergründig von einer Exekution im 17. Jahrhundert, legt aber natürlich Rückschlüsse auf die Gegenwart nahe -, die Rhythmusgruppe gibt ihr Bestes, und trotzdem will der Funke nach dem starken Auftakt mit „She Said“ nicht recht überspringen, weil „Content“ in seiner schroffen Widerspenstigkeit dennoch der Hautgout des Gestrigen anhaftet. Wer indes einmal Blut geleckt hat und die Frage des geradlinigen „Who Am I“ noch einmal unter anderen Vorzeichen betrachten will, kommt mit diesem inhaltsschweren Album auf seine Kosten. (Grönland/Rough Trade) Alexander Müller