Kitty Solaris :: Golden Future Paris
Eigenwilliger Lo-Fi-Pop der Wahl-Berlinerin, jetzt noch sinnlicher
Schon mit dem Debütalbum war alles da: Auf „Future Air Hostess“ (2007) spielte Kirsten Hahn aka Kitty Solaris minimalistischen Lo-Fi-Pop und schrieb eigenwillig romantische Lieder, die nicht fremdelten, aber auch nicht billig zu haben waren. Dieses Spiel aus Nahbarkeit und Distanziertheit prägt die Musik der aus Hessen zugegezogenen Wahl-Berlinerin, weshalb Kitty Solaris mal mit Suzanne Vega, mal mit Scout Niblett verglichen wird (sie selbst nennt Cat Power und Velvet Underground wichtige Einflüsse).
Vier Jahre sind seither vergangen, in denen Kirsten Hahn nicht nur mit ihrer Musik auf Tourneen ging, sondern auch ihr eigenes Label gründete. Auf Solaris Empire erschien bislang ein gutes Dutzend Alben, darunter solche von Kat Frankie, Bernhard Eder und Giovanni Ferrario. Berlin, Songwriter’s Idaho: Hahn sitzt mittendrin, vernetzt Musiker/innen, organisiert Konzerte und lebt das Leben, das der realistische Indie-Musikant heute eben so lebt.
Auch „Golden Future Paris“, das dritte Album von Kitty Solaris, ist gut geworden. Nach wie vor stehen diese Lieder meistens auf einer akustischen Gitarre und einem Laptopbeat, manchmal mischt sich der Indie-Rock der frühen Neunziger in die Lieder. Etwa bei „Beggar And King“, das mit einem Akustikgitarrenriff wie von den Breeders oder Nirvana beginnt, dann aber zu einer Art Club-Pop wird. Mit einigen Gitarrenthemen assoziiert man lateinamerikanische oder französische Musik, etwa bei „Gitano“, wo zudem ein Bläserensemble zu hören ist. Besonders schön ist das Titellied, ein leise swingender Kaffeehaus-Folk – warm und weich und gar nicht mehr unnahbar. Das nimmt man insgesamt wahr: dass Kitty Solaris vollmundiger, sinnlicher geworden ist. Passt gut zu Paris und der goldenen Zukunft. (Solaris Empire) Jörn Schlüter