Falco :: Falco 3
Zum 25. Jubiläum: der Bestseller mit „Amadeus“ und „Jeanny“
Es mag ja sein, dass das rote Cover mit Falcos krakeliger Signatur heute nicht sehr stylish wirkt. Aber das Motiv komplett zu ersetzen durch ein (allerdings schmuckes) Foto und einen Schriftzug, der eindeutig nicht von 1985 stammt, ist eine Versündigung an diesem Klassiker, der den Geist der Zeit verströmt wie keine andere Platte. „Falco 3“ ist das Album mit „Jeanny“ und „Rock Me Amadeus“, das Werk der Bolland-Brüder, der große transatlantische Bogen von Wien über München nach Amerika. Die „disco machine“, die Elvis Costello ein Jahr zuvor in München ausgemacht hatte, tönt hier in der synthetischen holländischen Version der Produzenten, die damals alles mit ihrem dudelnden Jahrmarktsplunder einlullten. Bei „Rock Me Amadeus“ wurde dieses zutiefst provinzielle Konglomerat von Bombast für einen Moment international und historisch.
Natürlich klingt das alles wie aus einem anderen Kontinuum: „America“, der Schmäh mit Springsteen-Glockenspiel, das grelle „Tango The Night“, die Reinhard-Fendrich-verdächtigen „Munich Girls“, das überdrehte „Vienna Calling“. Aber wenn Falco dräuend „Es ist koit hier“ spricht, dann wird sofort wieder der Skandal hörbar, die Stimme von Wilhelm Wieben, das Gelärme um das Video, die Vergewaltigungs- und Mordkonnotationen: Damals war es eine Affäre.
Falco hat auch andere große Momente auf diesem Album: „Männer des Westens“, schon im Titel eine ganz sonderbare, Joseph-Roth-mäßige Nostalgie, die Bowie-Nachahmung von „Nothing Sweeter Than Arabia“ und die abenteuerlich schöne Deutung von „It’s All Over Now, Baby Blue“, die beste jenseits von Dylans eigener in „Dont Look Back“.
„The Making Of The Legendary Falco 3-Videos“: Ist das richtiges Englisch? (Sony) arne willander