Ben Weaver :: Mirepoix And Smoke
Spartanisches Singer/Songwriter-Handwerk, leider langweilig
Ben Weaver ist der einsame Wolf unter den Songschreibern im Mittleren Westen der USA, ein Meister der kargen Liedkunst. Akustische Klampfe und Banjo genügen ihm auf seinen Alben als Handwerkszeug. Sein Neuestes trägt den schönen Titel „Mirepoix And Smoke“ – Röstgemüse und Rauch.
Stellen wir uns also Weaver am Lagerfeuer sitzend vor, wie er Gemüse röstet, bis es so staubtrocken ist, wie seine Songs klingen. Emmylou Harris leiht hier mal wieder einem jüngeren Kollegen ihre edle Stimme und zwitschert recht hübsch in „Grass Doe“ und „City Girl“. Klavier, Bass und Schlagzeug dürfen mal ein paar Takte bedeutungsvoll minimalistisch klimpern und klopfen. Das muss an musikalischer Verzierung reichen. Denn Weavers Klangräume sind so spartanisch eingerichtet wie die Landhäuser in Michael Hanekes Film „Das weiße Band“. Tapfer zupft und heult Weaver der Wolf durch diese neun Stücke und wirkt dabei so in sich gekehrt, als singe er nur für sich selbst. Solche Singer/Songwriter-Platten werden ob ihres existenzialistischen Grundtons ja gern zum Meisterwerk verklärt, auch wenn sie vor allem gelungenes Handwerk sind – und man sich irgendwann beim Durchhören von „Mirepoix And Smoke“ fragt, wie viele Alben dieser Art man sich eigentlich noch anhören muss.
Weaver röstet jedenfalls weiter sein Gemüse überm Feuer und schaut durch den Rauch in den sternenklaren Nachthimmel empor. Tagsüber beackert er musikalisches Ödland. Vielleicht hofft er ja, dass eines Tages John Wayne auf einen Napf Bohnen vorbei geritten kommt. Dann wird John sagen: „Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss.“ Und Ben wird stumm nicken, seine Gitarre beiseite legen und endlich die Feldhacke zur Hand nehmen. Als Songschreiber kann er dann mal eine Pause einlegen. (Bloodshot/indigo) Max Gösche