Broken Records :: Let Me Come Home
Tendenziell Drama: Die Schotten musizieren in dunklen Räumen
Der Akku signalisiert Ebbe und will einen gedimmten Monitor. Ja, das ist okay so. Broken Records orchestrieren ihre Songs um bittere Abschiede, düstere Träume und bedrohliche Risse in der Wand ja auch vorrangig in der dunklen Hälfte der rockmusikalischen Grautöne. Hier ist alles tendenziell Drama, und der unbedingte Wille zu tragischer Größe ist Jamie Sutherland und seinen fünf Kollegen in jeder Sekunde, in jedem einzelnen Partikel ihres schwirrenden, gewittrigen Sounds anzuhören.
Wenn das Debütalbum von Sommer 2009 bedeutungsmäßig ihr „The Bends“ war, haben wir es nun schon mit dem „OK Computer“ der Band aus Edinburgh zu tun. Ihre Zeit ist jetzt oder spätestens morgen. Wie Yorke zelebriert Sutherland sein Pathos mit klagendem Tremor, kokettiert gern mit dem Falsett. Man darf diese spezielle Stimme auch eher nicht so mögen. In diesem mit langem Atem heran kriechenden Klangkosmos jedoch ist sie ein starker emotionaler Kontrapunkt zum wie besessenen Dröhnen von Drums und Bass, von Synthies, Schrammel-Gitarren, Geigen und Schellen. Sie ist es, die das famose, auf Chris & Carla zeigende Duett „Dia dos Namorados“ so nachempfindbar macht. „I want to feel your body, angel hands upon my chest, to feel my emptiness“, singt sie. Sie ist es, die das traurige Sehnen nach „Ailene“ glaubwürdig trägt – und Casting-Show-Kandidaten scheitern lassen wird, wenn sie sich im Segment Rock-Hymne mal nicht mehr an „Chasing Cars“ abarbeiten mögen. (4AD/Beggars) Rüdiger Knopf