The Orb feat. David Gilmour :: Metallic Spheres

Funkelnd psychedelische Chill-Out-Sounds für Connaiseure

Es ist bald 20 Jahre her, da trieb der Londoner DJ Alex Paterson eine kleine Schafherde in den Frankfurter Club XS und legte dazu die passenden Platten auf. Paterson, der seit 1988 zusammen mit wechselnden Mitstreitern als The Orb firmiert, etablierte mit diesem launigen Einfall auch in Deutschland ein neues Genre: „Chill Out“. So hieß ein im Jahr zuvor erschienenes Album von The KLF, an dem Paterson beteiligt war und das in 45 Minuten allerlei entspannende Klänge zusammenbrachte. Das ging vom fröhlichen Vogelgezwitscher über sanfte Synthie-Flächen bis hin zur charmanten Verwendung urheberrechtlich geschützter Pop-Klassiker. Den vom tagelangen Toben und Tanzen erschöpften Ravern schenkte man mit dieser friedlichen Musique concrète einen Ort der Stille. Ein Refugium für den kleinen Joint danach: die „Chill Out Lounge“ .

Generationen sind seit dem legendären ’91er-Debütalbum „The Orb’s Adventures Beyond The Ultraworld“ durch die Clubs getanzt und wieder gegangen – aber Paterson ist immer noch da. Schafherden braucht er heute nicht mehr, dafür hat The Orb jetzt Lasershows, und auf dem neuen Album sogar einen leibhaftigen Pink Floyd: David Gilmour spielt auf den beiden je 25 Minuten langen Klang-Collagen Gitarre; Bass und Keyboards hat der Produzenten Youth übernommen. „Metallic Spheres“ klingt in den besten Momenten wie eine Mischung aus The Orb und den eher wabernden Stücken von Pink Floyd. Ein meist sanft, manchmal aber auch nachdrücklich pumpender Beat bildet das Fundament für eine psychedelische Klanglandschaft, in deren Zentrum Gilmours Gitarrenspiel funkelt. Am Anfang stand ein Ambient-Remix von Graham Nashs „Chicago“ für ein Wohltätigkeitsprojekt, an dem Gilmour und Youth arbeiteten. Das Projekt wuchs und wuchs, bis man beschloss, aus dem Song ein Album zu machen. Flugs wurde Gilmour angerufen, und er kam -mit all seinen akustischen, elektrischen und Lap-Steel-Gitarren.

Man wundert sich kein bisschen, dass die Deluxe-Version des Albums eine CD im brandneuen 3D60-Format enthält, die ohne zusätzliches Equipment einen 360°-Raumklang ermöglichen soll. Wir wissen zwar nicht, was der langjährige Weggefährte und Palais-Schaumburg-Mitbegründer Thomas Fehlmann zu diesem Mega-Chill-Out für Connaisseure sagen würde. Aber so viel ist klar: „Metallic Spheres“ ist der Turbo unter den Ambient- und Chill-Out-Alben, da lohnt sich die Anschaffung eines noch bequemeren Polstersessels. (Sony) Jürgen Ziemer

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