Caitlin Rose :: Own Side Now
Die 23-Jährige könnte tatsächlich die Country-Zukunft sein.
Das Frühreife muss besonders da wirken, wo auch die späte Blüte zum guten Genre-Ton gehört. Prompt wird Caitlin Rose noch vor diesem Debüt gleich zur „freshfaced, outlaw-minded future of country music“ („Independent“) ausgerufen. Dabei ist die Gegenwart erst mal schön genug. Die 23-Jährige aus Nashville schreibt Songs, die auch, sagen wir: George Jones gern und gut heimsingen könnte. Und doch bleibt es ein besonderes Plaisir, Rose selbst mit Zeilen wie diesen zu hören: „Though I don’t know when I’ll hit the bottom, I’ve been falling for so long that I can’t tell/ I know that you’ll never hear me calling from the bottom of my sinful wishing well.“
Caitlin Rose beherrscht nicht nur den stolzen Ruf aus der tiefen Grube. „Honey, spare me your love today“, zuckt sie die Schultern zu fluffigem Harmonika-Country-Pop. Und als passionierte Kettenraucherin hat Rose mit dem beherzt-griffigen Twang von „Shanghai Cigarettes“ auch eine schöne Rauch-Metapher auf Lager: „Trying to quit will make you wish you didn’t start, ‚cos the pack is as empty as the hole in your heart.“
Eine Herzensangelegenheit war „Own Side Now“ wohl auch für Produzent Mark Nevers, der die zehn Songs nie überfrachtet, aber wenn nötig dramatisch zuspitzt. Streicher werden im superben Titelsong sachte eingeführt, aber erst in der folgenden „Retro“-Ballade „For The Rabbits“ richtig ausgereizt. Noch besser ist „Things Change“, über knapp sechs Minuten ganz subtil ausgespielt, bevor Rose zum Finale abhebt.
Das passende Cover hat Caitlin Rose mit Stevie Nicks‘ „That’s Alright“ auch noch. Mom Liz hat übrigens als Songschreiberin für – ausgerechnet – Taylor Swift reüssiert und ihrer Tochter den Grammy voraus. Aber auch nur den. (Names/ADA/Warner) Jörg Feyer