The Fleshtones – The I.R.S. Years 1980-85
Die frühen Glanzjahre der Surf- und Garagen-Primitivisten Die große Stunde der Fleshtones schien endlich zu schlagen, als Richard Gottehrer sie produzierte und „American Beat“ 1984 prominent im Soundtrack der Tom-Hanks-Komödie „Bachelor Party“ auftauchte. Das war die Vor-Studie zum letzthin so erfolgreichen „The Hangover“ – und von ähnlich vulgärem Geschmack, was die Witze angeht. Die Fleshtones aus Queens hatten das als ihr „Dancing In The Street“ konzipiert, und Sänger Peter Zaremba betete am Ende minutenlang die Litanei amerikanischer Pop-Idole herunter: James Brown, Buddy Holly, Louis Jordan, Plimsouls, Los Lobos, Modern Lovers, Mitch Ryder, Elvis usw. usw. Dabei waren die größten eigenen Vorbilder zunächst all jene gewesen, die auf Lenny Kayes „Nuggets“-Kompilation auftauchten: Mehr retro als ihr aus Farfisa und Fuzztone-Gitarren gestrickter Sound ging gar nicht. Als notorische Garage-Revivalisten gefeiert, waren sie in Frankreich bald bekannter als in der eigenen Stadt.
Vor dem Vertrag mit I. R. S. bestritten sie ihren Lebensunterhalt jahrelang weitestgehend mit Konzertauftritten, gingen eine Zeitlang gar ins kalifornische Exil (wo sie angeblich Steve Wynn dazu inspirierten, The Dream Syndicate zu gründen, wie die Liner Notes hier informieren), um nach ihrer Rückkehr „Roman Gods“ aufzunehmen. Der Vertriebs-Deal mit Columbia sorgte dafür, dass die LP auch in Europa veröffentlicht wurde und das Quartett dort plötzlich zum jüngsten Geheimtipp avancierte. Als I.R.S. 1985 den Vertrag auslaufen ließ, um sich doch mehr um die viel erfolgreichere Band aus Athens, Georgia, zu kümmern, bedeutete das wundersamerweise nicht das abrupte Ende der Karriere für die Fleshtones. Auch fortan nur bei Indie-Labels, letzthin bei YepRoc unter Vertrag, musizieren sie immer noch für eine kleine Fan-Gemeinde.
Es war mutmaßlich Steve Berlin, der ihnen schon Anfang der 80er-Jahre den Tipp gab, das musikalische Spektrum nicht für immer auf klassische Garage einzuengen, sondern auch Soul-Bläser und neben dem allzeit überall geschätzten Lee Dorsey auch anderen Rhythm & Blues in ihren Stil zu integrieren. Weshalb Zaremba und Gitarrist Keith Streng sich bei ihren Songs nicht nur streng an Thirteenth Floor Elevators, Standells und anderen geliebten Genre-Klassikern orientierten, sondern erkennen ließen, dass sie auch Kollegen aus New York wie Blondie oder Suicide schätzten; zwar Surf-Songs wie „The Theme From ‚The Vindicators“ aus dem Ärmel schüttelten, aber mit New Orleans-R’n’B ebenfalls vertraut waren. Zwischendurch nahmen sie darum auch mal eine Cover-Version wie „Ride Your Pony“ auf.
Das frivolste Stück Pop in ihrem Repertoire war „Right Side Of A Good Thing“. Das ist hier genauso enthalten wie ihre Deutung von „All Around The World“, dem durch Little Willie John populär gemachten Evergreen von Rhythm’n’Blues-Legende Titus „Leave My Kitten Alone“ Turner. Die weitaus meisten Aufnahmen dieser Retrospektive wählte man aus „Roman Gods“ und „Hexbreaker!“ aus, reicherte die um diverse Single- und EP-Titel an und hielt zwei Konzertmitschnitte für unverzichtbar. Aber selbst die, versichert uns Liner-Notes-Autor David Laing, vermitteln nur eine ungefähre Ahnung von den Fleshtones live.