Robert Francis – Before Nightfall
Weil das Leben angeblich die besten Lieder schreibt, wollte der bescheidene Robert Francis mit dem Musikmachen warten, bis er wirklich etwas zu erzählen hatte. Mit 21 Jahren inspirierte eine gescheiterte Beziehung dann seine erste Indie-Veröffentlichung, „One By One“. Auf seinem Major-Debüt beschwört der mittlerweile
23-Jährige nun den Sehnsuchtsort Amerika, wie er so schon lange nicht mehr existiert. Schwarzweiß-Fotografien karger Highways, Motelzimmer im Gegenlicht und weite Feldwege unter staubigen Stiefeln – das sind die Stimmungsbilder von „Before Nightfall“. Es sind gekonnt arrangierte Songs zwischen Country, Folk und Blues, die Francis da aus den Ärmeln seines Holzfällerhemdes geschüttelt hat. Gitarre, Klavier und Schlagzeug harmonieren passgenau, perfekt gesetzte Pausen stauen die sehnsuchtsvolle Energie und entladen sich wie aufheulende Motoren in hymnische Mitsing-Refrains. On the road und born to run – der dynamische Aufbau verfehlt nur selten seine Wirkung.
Mit prominenter Unterstützung von Produzent Dave Sardy und Gitarrengott Ry Cooder schöpft Francis aus dem kollektiven Gedächtnis der großen amerikanischen Songwriter-Tradition. Oft gelingt es ihm dabei durchaus, zeitlose Songs zu erschaffen: „Junebug“ und „Playground“ klingen, als wären sie schon immer unter uns gewesen. Songs wie das pompöse „Nightfall“ wirken jedoch wie Second-Hand-Kleidung: verstaubt und an manchen Stellen schlichtweg zu groß. Wenn Francis bei „Hallways“ mit bebender Stimme „I know that I am young, but I will love another/ And I know that I’ll have fun, fun enough to bother“ singt, klingt es fast, als ärgere es ihn, dass erst so wenig aufregendes Leben hinter ihm liegt.