Richard Walters – Animal

Wenn man Richard Walters auf dem Cover mit hochgekrempelten Ärmeln einen Teller Kabel verspeisen sieht, vermutet man, deutsche Heimelektronik-Basteleien a la Schneider TM serviert zu bekommen. Doch erstens stammt der 26-Jährige aus Großbritannien und zweitens hat „Animal“ mit Beat Puzzles recht wenig zu tun.

Spärlich eingesetzte Gitarren-und Piano-Klänge, verhuschter Backgroundgesang und einfache Schlagzeug-Patterns sind die Grundbestandteile dieses Albums, dessen fragiles Gerüst einzig von Walters Stimme zusammengehalten wird-einer Stimme, die gleichzeitig flehend und schüchtern klingt. Und genau in diesem Spannungsfeld entfaltet sich die Stärke von „Animal“: Mit der Verlegenheit eines Menschen, der sich allein zu Hause bei einer allzu großen Geste ertappt, nimmt Walters den Hörer sofort für sich ein. Ähnlich intim, wenn auch ungewöhnlich für solch sanften Songwriter-Pop sind die Texte, in denen Walters über Halluzinationen („We Have your Head“), seine Epilepsie („Red Brick“) oder sogar, wie im Titelsong, recht drastisch über Gattengewalt aus Sicht des Täters erzählt.

Das Daniel-Johnston-Cover „Love Will Find You In The End“ fügt sich da ganz natürlich in den gemäßigt abseitigen Kosmos. Darin heißt es, das wahre Liebe nur findet, wer aus dem Dunkel tritt. Daran hat Walters wohl nicht so viel Interesse, denn seine Melodien würden sich auch eignen, um sie in Keane’scher Manier unendlich aufzutürmen und sie orchesterbegleitet und mit wehenden Locken von den Zinnen zu schmachten. Doch dafür ist Walters viel zu bodenständig – und sein Haar wohl auch zu schütter.

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