Moke – The Long And Dangerous Sea
Die Holländer Moke wurden am Reißbrett erfunden. Sänger Felix Maginn nahm sich vor ein paar Jahren vor, alles richtig zu machen und heuerte Supermusiker an, um seine Vision von Britpop und New Wave ohne Kompromisse zu realisieren. Das Debüt entstand ohne Plattenfirma in einem Studio, in dem eigentlich nur Stars aufnehmen, Lightshow, Klamotte und Business-Plan standen fest, bevor der erste Ton erklang.
Das Konzept ging auf, weil Maginn gute Lieder hatte und mit seiner Band sofort internationales Format bewies. Holland sprang an, Paul Weller bat ins Vorprogramm, Moke kamen zumindest daheim groß raus. Auf der neuen Platte addieren Moke nun Orchester, Keyboards und eine romantische Eighties-Traurigkeit. Große Herzen schlagen, alles ist bedeutungsvoll erleuchtet. Mir gefällt, wie sich diese Lieder zurückhalten – erfüllten Moke auf „Shorland“ noch britische Klischees, trauen sie sich hier eine Musik, die weniger um Aufmerksamkeit buhlt. Stattdessen hört man Zwischentöne und nimmt in diesen Liedern einen freundlichen Geist wahr, etwa bei dem zart jubilierenden Britpop von „I Love My Life“.
Wohl gehören Moke nach wie vor in das Lager von Wave-Verwesern wie
Interpol und den Editors, doch sie bekennen sich mit diesem Album ebenso zum eleganten britischen Pop der 80er-Jahre. Auf den epischen Opener „The Long And Dangerous Sea“ (Streichermeer!) folgt das kühl-maschinelle „Switch“, ein Lied mit schimmernden Synths, verzerrtem Bass und dramatisch dräuender Melodie im Mittelteil. Switch, baby, switch, das Lied ist ein Hit. Die Keyboard-Riffs von Eddy Steeneken verleihen der Musik von Moke ein glamouröses Antlitz – „Black And Blue“ schimmert wie Edelmetall, „Window Of Hope“ ist ein vornehmes Pop-Lamento, „Ghost“ evoziert Ultravox und Spandau Ballet.
„The Long And Dangerous Sea“ ist eine gelungene, gut kalkulierte, aber keinesfalls kaltblütige Platte. Sie passt den Holländern wie die Anzüge von Sponsor Karl Lagerfeld.