Amy Macdonald – A Curious Thing
Eine komische Sache, der Erfolg von Amy Macdonald. Insbesondere das europäische Festland verliebte sich auf den ersten Blick in die gerade mal 20-jährige Schottin und deren eigentlich unscheinbare Musik. Die schnellen Lieder, der tiefe Gesang – Macdonald weckte offenbar jene romantischen Gefühle, die man gemeinhin mit Schottland und Irland verbindet. Und es stimmt ja: Vieles klang wie die Folkpop-Version von Riverdance – eckig, aber sehnsuchtsvoll, formal, aber verbindlich.
Verbindlich ist vielleicht überhaupt ein gutes Wort. Macdonald wirkt auf eine angenehme Art ungefährlich und schreibt bescheidene Lieder. Offenbar eine Entsprechung des richtigen Lebens, in dem Macdonald sich noch immer verwundert die Augen reibt über drei Millionen verkaufte Platten.
Die Bescheidenheit hat Macdonald sich auf „A Curious Thing“ bewahrt. Wohl sind die Gitarren lauter, ist das Drama hier und da ungezügelter. Macdonald nahm ihre Live-Band mit ins Studio, die entschlossen spielt und auf den großen Bühnen einen großen Sound gelernt hat. Aber sie widersteht der Versuchung, ihre Musik aufzublasen. Die Platte entstand zum Teil in Paul Wellers Studio – Weller ist einer der neuen Freunde von Macdonald, vielleicht hat die Ästhetik des alten Haudegens abgefärbt.
Die Frische in Sound und Spielweise addieren zu Macdonalds Musik, was Songs klingt er, als wolle er jemand anders sein. Bei „Rollerskating“, einem der neuen Stücke, mimt er den Morrissey, selbst die Gitarre klingt nach Smiths. Dazu kommen Texte, die zwischen Folk-Klischees und den Limericks eines 16-Jährigen pendeln. Man sollte Country- und Folk-beeinflusste Songs nicht mit den Worten „From across the bar…“ anfangen lassen. Entweder ist Jake Bellows verrückt oder ein begnadeter Satiriker.
Bright Eyes können es einfach besser, auch wenn sie sich stellenweise selber covern. Der im Dreivierteltakt gehaltene, neue Song „I Know You“ beweist Obersts unglaubliche Tiefe und sein Gespür für vollendete Wortkunst. „Been trying to make an invention/ Something the world’s never seen/ To sweep away all of the trouble/ And leave the place shiny and clean/ Patent you brave new creation/ And hold it right there in your hand/ I know you vvant to/ I just don’t believe that you can.“ Passender könnte man Neva Dinova nicht beschreiben, isaüdlecreek/
Frédéric Schwilden
man beim Debüt noch vermisst hatte. „This Is The Life“ klang sehr brav, jetzt zerren die Gitarren und es wird kräftig getrommelt, die Energie vertreibt den schottischen Schlager. In dein ordentlich zupackenden Opener „Don’t Teil Me It’s Over“ klingt Macdonald fast wie Dolores O’Riordan, das wehmütige „Sparks“ hat ein paar schöne Melodien. „I Got No Roots“ ist zunächst eine leise Akustikgitarrenballade, bis sich die Räume mit collagierten E-Gitarren öffnen. Das Himmelweite entnimmt Macdonald der Folklore ihres Landes – manchmal erinnert man sich an andere Heimatverbundene wie Runrig. Ganz anders ist dagegen „Love Love“, in das sich ein bisschen Wave und Postpunk mischen. Das Lied könnte fast von den Cars stammen.^ curious thing indeed.