Liars – Sisterworld

Der sogenannte Art- oder Prog-Rock ist eine fürchterliche Angelegenheit. Man spielt für ein imaginäres Feuilleton, möchte sich abgrenzen von den primitiven Biertrinkern, lieber Künstler sein. In den Siebzigern führte diese unsinnliche, das eigene Handwerk betonende, oft auch kitschige Vorstellung von einer artifiziellen Rockmusik zur Entstehung von Punk. Heute suchen interessanterweise gerade ehemalige Punk- oder Post-Punk-Bands die Nähe zur Kunst. Sonic Youth sind da sicher die eifrigsten Vertreter, andererseits bewies die New Yorker Band früher durchaus, wie man eine sinnvolle Verbindung zwischen Club und Galerie herstellen kann. Doch die spielerische Leichtigkeit hat deutlich nachgelassen.

Das amerikanische Trio Liars könnte man als Schüler von Sonic Youth bezeichnen: Harte Gitarren, frei mäandernde Sounds und zickige Rhythmen dominieren auch den Sound von „Sisterworld“. „Scissor“, das erste Stück des in Los Angeles entstandenen fünften Albums der Band, beginnt mit einem poetischen Intro, um dann geradezu infernalisch zu explodieren. Was folgt sind Übungen in „Stop and go“, „laut und leise“ und skurrilem „Soundscaping“. Das kommt und geht, wie das Wetter an einem durchwachsenen Apriltag. Sänger Angus Andrew raunt, flüstert und schreit wie ein Schamane vor einer Gruppe von Esoterik-Touristen. Das kann einen auch schon mal packen, so wie das trancehafte „Proud Evolution“. Doch im Prinzip wird hier mit Versatzstücken hantiert, die Stücke wirken nicht wie Songs, sondern wie Materialsammlungen. Vielleicht sollten die Liars eine interaktive Version von „Sisterworld“ veröffentlichen. Dann könnte man diese Soundbatzen wenigstens selber umgruppieren, neu anordnen, remixen. So ist das Album eine eher redundante Angelegenheit. Art-Rock, ohne Highlights.

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