Slayer :: World Painted Blood
„World painted blood, no sanctuary“, belfert Tom Araya im Titelsong, einer neuerlichen Hackepeter-Etüde über die Apokalypse, die man so gegen 2012 zu erwarten habe, aber frage nicht nach Sonnenschein. Das ist wieder mal etwas für die Stammkunden an der Marmortheke. Darf es noch etwas mehr sein? Ja, abgesehen davon gehe es, gab Araya vorab zu Protokoll, „um die gewohnten Slayer-Themen Tod, Mord und Serienkiller“. Danke, das wär’s auch schon.
Wenn man sie nicht gleich ignoriert eine in der Slayer-Therapiegruppe übrigens durchaus gängige Rezeptionsweise -, musste man die Lyrics schon immer wie Szenarien aus B- und C-Horrorfilmen lesen, die ja auch mit der Wirklichkeit nur über gewisse Umwege etwas zu tun haben. Dennoch tat es manchmal ganz schön weh, vor allem wenn die eigene Provokationslust ihnen den direkten Weg ins rechte Lager wies. Aber die einschlägige Szene ist ja als tolerant verschrien.
Die Halbierung des Bpm-Werts auf „South Of Heaven“ war da schon etwas anderes, aber so richtig übel nahm man ihnen noch nicht einmal das. Erst die Transformation des guten alten Bay-Area-Thrashs in einen digital aufgemöbelten Nu Metal auf den beiden Alben „Diabolus ln Musica“ und „God Hates Us All“ wurde als Sakrileg gedeutet und mit wenn schon nicht ewiger, so doch zeitwilliger Verdammnis geahndet. Die letzten Jahre standen somit im Zeichen der Läuterung. Drum-Genius Dave Lombardo, der sich mittlerweile sogar in Avantgarde-Kreisen einen Namen erknüppelt hatte, kam zurück nach Hause. Und das letzte Album, „Christ Illusion“, war denn auch vor allem Old-School-Basisarbeit.
„World Painted Blood“ setzt diesen Weg konsequent und mit ziemlicher Verve fort. Es fliegen wieder die Späne, das Chaos-Riffing von einst ist mittlerweile einer manuellen Akkuratesse gewichen, die man sich wohl nicht mehr abgewöhnen kann, aber trotzdem klingt es jetzt wieder, als würden hier echte Menschen miteinander musizieren – und keine Programme. Und es gibt Hooks, die zwar nicht den gängigen Harmoniebegriffen gehorchen, die aber dennoch auf brachial-pathologische Weise im sensorischen Gewebe Spuren hinterlassen. Wem jetzt die Parallelen zu Metallica auffallen, der darf sich bestätigt fühlen, wenn er hier Rick Rubins Eleven Greg Fidelman als Produzenten ausmacht. Der wusste schon bei „Death Magnetic“ ganz gut, wie man fadenscheinige alte Säcke noch einmal gestopft bekommt.