Nick Cave :: Der Tod des Bunny Munro
Eine tiefschwarze Ballade auf Romanlänge. — Nick Cave erzählt souverän und mit großer Geste.
Cave erzählt die mit übergroßen Symbolen ausstaffierte, quasi-alttestamentarische Höllenfahrt des kleinen Handlungsreisenden für Kosmetikbedarf und großen Sünders Bunny Munro. Eine gewisse Tragik kann man diesem Leben nicht absprechen, denn Bunny kommt einfach nicht an gegen seinen Priapismus, dabei rennt er schon alle paar Stunden aufs Herrenklo. Es reicht nie. Und so richtig eine Wahl hatte er wohl auch nicht, er lebt das Lebens seines Vaters nach, der ihn zu seinem rammelnden Ebenbild geformt hat. Als er das auch mit seinem Sohn versucht, Bunny Junior, greift die Vorsehung in Gestalt seiner Ehefrau Libby ein, die nach ihrem Freitod als Geist zurückkehrt, um die Sache ein für allemal in die Hand zu nehmen und die böse Tradition zu durchbrechen. Eine Art Happy End, wenn man so will. Sogar mit froher Botschaft! Als Bunny sein dreckiges Leben aushaucht, fleht er die vielen Frauen, denen er in seinem Leben weh getan hat, um Absolution an. Zumindest in der letzten Vision des Sterbenden wird sie ihm gewahrt, aber Cave inszeniert sie so verkitscht als Variete-Spektakel, wie sie sich nur ein Bunny Munro in seinen kühnsten, letzten Träumen ausdenken kann. Die eigentliche Vergebung erfährt er, als Bunny Junior um seinen Dad weint, obwohl dessen Abgang vermutlich das Beste ist, was ihm passieren kann – und er das auch längst weiß. Eine tiefschwarze Ballade auf Romanlänge, die Cave ziemlich souverän durcherzählt und durchaus unter Spannung hält, obwohl eigentlich von vornherein alles klar ist und die flankierenden Todes-Chiffren wie klobige Zaunpfähle in den Plot gerammt sind. (19,95 Euro)