David Bowie – David Bowie
Auch diese Jubel-Edition lässt Bowie wie aus einer Blechbüchse erklingen, in der er durch das Weltall fliegt. Verhallt und schundig, durchschossen von Mundharmonika-Attacken, frühem Rock’n’Roll und steilen Experimenten, ist „David Bowie“ (später „Space Odd/’ty“genannt) die Platte eines Epigonen – und eines Genies. Zu enervierendem Gedudel mit Zeitkolorit wie „Unwashed And Somewhat Slightly Dazed“ und entzückender Hippie-Pop-Zärtelei mit Beatles-Anklang kamen überbordende, unerklärliche Meisterstücke wie „Cygnet Committee“ und „Memory Of A Free Festival“.
Im Jahr 1969 war die Zeit reif für den romantischen Weltraum-Ausflug (inspiriert von Stanley Kubricks „A Space Odyssey“) – die erste von vielen Orbit-Schmonzetten, die dem strauchelnden Jüngling endlich Aufmerksamkeit brachten. Dabei war David Bowie ähnlich spinnert, skurril und kryptisch wie Peter Gabriel mit Genesis. Phasenweise, etwa bei „Station To Station“, kam der frei flottierende lyrische wie musikalische Wahnsinn später zurück. Großartiger war Bowie nie als in der Klimax von „Cygnet Committee“ (mit dem fiebrigen „I believe in the power of God“ und dem kirmeshaften Ausklang „I want to live!“ und im Barock-Pop von „Wild Eyed Boy From Freecloud“.
Auf der zweiten CD gibt es einige Demos, Ausschnitte aus der Dave-Lee-Travis-Radiosendung (mit veritablen Fragen!) und drei Versionen von „Memory Of A Free Festival“. Alles changierend zwischen lieblichem Minnesang und psychedelischem Schwulst. Eine herrliche Platte, noch immer.