Kevin Devine – Brother’s Blood :: Tod und Teufel
„All Of Everything, Erased“ heißt das erste Stück. Das klingt nicht gut. Doch Kevin Devine singt zwar von Tod und Teufel, aber seine immer noch so sanfte Stimme erzählt eine ganz andere Geschichte, und am Ende jubiliert er fast: „Oh what a joy/ To be free.“ Devine hat die inzwischen fast übliche Karriere hinter sich: ein paar tolle Platten gemacht, von EMI übernommen worden, wieder rausgeworfen, jetzt bei einem kleinen Label unter Vertrag.
Sie haben ihn nicht kleingekriegt. ^Brother’s Blood“ist das fünfte Album des Songschreibers aus Brooklyn – und sein bestes, denn diesmal fügen sich alle Lieder zu einem stringenten Gesamtbild zusammen. Neben dem fragilen Folkpop, den er wunderbar kann, aber immer mal wieder mit wuchtiger Instrumentierung oder seltsamen Samples durchbricht, gibt es ein paar Ausreißer, die noch mehr aufhorchen lassen. Der fiebrige Fast-Rap „Another Bag Of Bones“ ist wohl noch aus der Bush-Zeit übrig, der Titelsong haut in eine ähnliche Kerbe: Es hat sich viel Wut aufgestaut, manchmal schleicht sich angesichts der Welt da draußen auch Resignation ein aber im letzten Moment überwiegt bei Kevin Devine immer der Lebensmut. So erreicht er vielleicht nie die desolate Schwermut von Vic Chesnutt und auch nicht die wüste Verzweiflung des frühen Conor Oberst, greift mit seiner Hin- und Hergerissenheit aber direkt ans Herz.
Beim dunkelbunten „Fever Moon“ klingt er einen Moment lang sogar fast sexy, sein wahres Können zeigt sich allerdings in einem Song wie dem zart gezupften „It’s Only Your Life“, das zu einer Überlebenshymne anschwillt. Entweder hat Devine diverse Freunde am Rande des Abgrunds oder ihm fallen einfach so dauernd herzzerreißende Geschichten über Menschen ein, denen er ans Herz legen muss weiterzumachen: „You can’t see past the length of your nose/ The biggest problems, you’re sure, are your own/ That girl you cut loose, those friends who cursed you/ All that powder that you can’t leave alone.“
Bei kaum einem anderen Songwriter würde man das durchgehen lassen, aber Devine schafft es sogar, ein Lied über seinen verstorbenen Hund zu singen, ohne sich lächerlich zu machen („Murphy’s Song“), und eine Eifersuchtsballade, bei der man lächeln muss: „Your husband/ He drinks like a writer/ But he writes like abanker/ I hope his pens all run dry.“ Was Kevin Devine hoffentlich nie passiert.