The Swell Season – Strict Joy
Das 2006 veröffentlichte Debüt von The Swell Season hatte ganz klare Themen. Erstens: Glen Hansard stellte seine Inbrunst aus, nackter noch als bei The Frames. Zweitens: Hansard hatte in Marketa Irglova eine Muse an Klavier und Gesang gefunden. Drittens: Hansard und Irglovä spielten ihre Lieder akustisch, streicherverziert und eben ohne die elektrische Band. „The Swell Season“ hatte eigentlich nur fünf, sechs richtige Lieder, aber die waren fabelhaft und brachten – ähnlich wie die des Landsmanns Damien Rice – die Idee des gefühlig greinenden Barden auf den Punkt.
Dann kam der kleine Wunderfilm „Once“. Hansard und Irglova wurden so etwas wie Stars, gewannen einen Oscar und reisten mit ihrem Programm um die Welt. So kann es gehen! Jetzt erscheint die zweite Platte.
Auf „Strict Joy“ gehen Hansard und Irglova den nächsten Schritt. Opulentere Arrangements und vielschichtige Instrumentierungen staffieren die inwendige Melancholie aus, sogar ein Schlagzeug darf aufs Band. Der Opener „Low Rising“ ist vorsichtig optimistischer, an Van Morrison erinnernder Soul, „Feeling The Pull“ gar ein jubilierender Schunkler, wie Dylan ihn auf,Blonde On Blonde“ ‚gespielt hätte. Der erste Höhepunkt ist „The Rain“, ein Lied zwischen Songwriter-Folk und Seventies-Pop. Hansard findet hier tatsächlich eine neue Form für seine monumentale Leidenschaft: Wie sich das Lied gegen Ende dramatisch in den Himmel wirbelt, das ist ergreifend. „I know we’re not what I promised you we’d be by now“, singen Hansard und Irglova, die ihrem Thema – die schwierige Liebe – so treu bleiben, dass man sich doch wieder so seine Gedanken macht über das Verhältnis der beiden Künstler. Bald folgt „High Horses“, das auf einem für Irglovä typischen Pianothema hypnotisch durch die Minuten fließt. „The
Verb“ wird gar eine kleine Sinfonie, in der Stimmen und Geigen vielstimmig verschachtelt erklingen – man denkt an Sufjan Stevens, der ähnliche Momente kreiert hat.
Auch Marketa Irglova bekommt auf „Strict Joy“ zwei Solospots, die sie besser ausfüllt als auf „The Swell Season“. Wie lange bleibt sie bei Hansard? Immerhin hat sie eine gewichtigere Rolle als Lisa Hannigan, die Damien Rice irgendwann aus Langeweile den Rücken kehrte. Soll sie bleiben! The Swell Season beweisen mit „Strict Joy“, dass sie mehr sind als nur ein Zwischenspiel.