BLK JKS – After Robots :: Ein irres Biest
Anfangs glaubt man sich noch auf wild überwuchertem, aber doch abgesichertem Terrain. Erahnt eine Fortsetzung des Afrobeat-Revivals, an dem sich der Indie-Rock seit einer Zeit recht erfolgreich versucht. Doch es dauert nicht lange, bis einen „Molalatladi“ ins Straucheln geraten lässt, bis man merkt, dass sich dieses Quartett nicht damit begnügt, einen mit Polyrhythmen durchzuschütteln, sondern einen auch noch mit schrillen Jazzrockgitarrensoli, gegenläufigen Gesangsmelodien und heftig synkopierenden Bläsern zu verunsichern versteht.
Dass die BLK JKS (sprich: „Black Jacks“) aus Johannesburg gerade als die aufregendste Combo Südafrikas gelten, wundert nicht, bei dieser Ideendichte, diesen Songdramaturgien, diesen ständig Grenzen zwischen schwarzer und weißer Musik überspringenden Stücken. „After Robots“ ist ein Manifest des Afro-Futurismus, ein Bekenntnis zur musikalischen Tradition Afrikas – und zum Infragestellen derselben. So gefordert (wenn nicht sogar überfordert) haben einen zuletzt TV On The Radio. Und tatsächlich scheint die Jungs um Lindani Buthelezi (Gesang und Gitarre) und Mpumi Mcata (Gitarre) nicht weniger cool, spleenig und wagemutig als ihre Kollegen aus Brooklyn zu sein, wenn sie Zulu Blues und Township-Gesänge, und Jazz-Rock und Prog-Rock, Psychedelic und Dub und wer weiß, was noch alles, vermengen.
„Banna Ba Modimo“ ist ein Biest zwischen Freejazz, Spoken Poetry und Afrobeat, „Standby“ eine vielschichtige Ballade, „Taxidermy“ eine irre Studie zwischen Chaos und Ordnung. „Kwa Nqingetje“ verheddert einen in seinen Rhythmusschlaufen und seinem psychedelischen Klanggewebe. Zum Reggae „Skeleton“ scheinen tausend Stimmen auf einen einzureden, während sich „Cursor“ umgeben von Gitarrenschnörkeln im Kreis dreht.
Vor allem aber zwei Songs bleiben einem auf dem aufregenden BLK JKS-Debüt in Erinnerung: Zum einen „Lakeside“, bei dem sich eine betörende Gesangsmelodie arabesk über hypnotische Gitarrenfiguren legt und zu dem Drummer Tshepang Ramoba unerhörte rhythmische Akzentuierungen beisteuert. Und zum anderen „Tselane“, das einem am Ende der Platte mit Akustikgitarre und Glockenspiel auflauert und mit einem wunderlich-verworrenen Singsang einlullt.