Kris Kristollerson – Closer To The Bone
Die Einschläge sind zuletzt wieder nähergekommen. Gerade im Mai musste Stephen Bruton gehen, sein alter „soul brother“ (so Kristofferson), nicht ohne sich vorher noch als Co-Autor und Gitarrist verewigen zu können auf „Closer To The Bone“. Das Stück heißt „From Here To Forever“ und ist ein kaum mehr unschuldiges, dezent mit einer Spieluhrenmelodie unterlegtes Wiegenlied für seine Kinder – und ein exemplarisches Beispiel für das gebrochen-sentimentale Pathos, mit dem sich Kris Kristofferson drei Jahre nach „This Old Road“ zum Ende des Spiels noch einmal die Karten legt.
Wer so viele Asse auf der Hand hatte, dem fällt ein einziges großes Dankeschön wie „Closer To The Bone“ womöglich leichter. Wieder von Don Was mit mal etwas mehr und meist eher weniger Begleitung (Jim Keltner, Rami Jaffee) ausgestattet, singt bzw. spricht Kristofferson es so direkt wie von der Bettkante, schon hinein in die ewige Nacht und doch noch von der heraufziehenden Dämmerung erfüllt. Es ist seine Art, „Enjoy every Sandwich!“ zu sagen oder auch „Let The Walls Come Down“, und er hat dabei sogar eine gute Nachricht, denn: „Everything is sweeter close to the bone.“
Und so verneigt sich Kris Kristofferson vor der Liebe (gerade auch mit „Love Don’t Live Here Anymore“), den Frauen („Holy Woman“, „The Wonder“), „Sister Sinead“, die damals so schön Rabatz machte beim Dylan-Tribute-Konzert, und mit „Good Morning John“ auch vor einem anderen soul brother, der schon vor sechs Jahren gegangen ist.
Und dann – kaum ist das finale Wunder beschworen, und es bliebe eigentlich nichts mehr zu sagen – dieser hidden track. Sei damals mit elf (!) sein erster richtiger Song gewesen, sagt Kristofferson, und verabreicht eine bittere Country-Pille. „The happiest day of my unhappy life was when you set me free…“ Dann haben sie bestimmt geschmunzelt auf der Bettkante. Mindestens.