Moneybrother – Real ControlReal Control :: Begabter Dieb
Braucht es noch Beweise, dass die Welt schlecht ist? Da landete 2008 ein Prolet namens Kid Rock einen Welthit, indem er dreist Melodien von Warren Zevon und Lynyrd Skynyrd zu einer Nostalgie-Orgie vermengte, die sich „All Summer Long“ nannte vind genau so lange allerorten gespielt wurde. Der Billigklau sorgte für ein unerwartetes Comeback, während ein ganz Anderer in Schweden immer noch auf den großen internationalen Durchbruch wartet. Und der beherrscht das lässige Pendeln zwischen Original und Fälschung viel besser.
Anders Wendin alias Moneybrother hat aus seiner 7Oer-Jahre-Sozialisation nie einen Hehl gemacht, er kann singen wie der frühe Bruce Springsteen und sich Melodien ausdenken, die einem unerhört vertraut vorkommen, weil sie sich so geschmeidig ins Ohr schleichen, dass sie sofort zu Freunden werden.
Gleich drei Produzenten hat er diesmal engagiert, und nun klingt jeder Song wie ein eigenes kleines Universum. Der La-La-La-Schunkler „Born Under A Bad Sign“ vermengt Ska und Pop auf so schwärmerische Art, dass man sich zum Abkühlen sofort in den nächsten Baggersee werfen möchte. Das anschließende „We Die Only Once (And For Such A Long Time)“ ist gar nicht so traurig wie sein Titel und beleiht mal wieder Springsteen, aber schon mit „(Never Ever) I’ve Been Kissed“ wartet die erste Überraschung: Moneybrother gibt den einsamen Crooner und macht mit seinem Pathos fast Morrissey Konkurrenz, während er sich später bei „Not That Old“an eine Art Disco-Falsett wagt, das über einer Melodie schwebt, auf die Björn Ulvaeus stolz wäre.
Es ist ein charmantes Potpourri, das Moneybrother auf „Real Control“ zusammenstellt. Er hat sich ein paar neue Bezugspunkte gesucht seit „Mount Pleasure“ (2007), aber am Ende – und das ist der entscheidende Unterschied zu unbegabten Plagiatoren – hört man eben immer Anders Wendin heraus, einen erzromantischen Mann, der diese 35 mitreißenden Minuten mit einer Soulpopballade beendet, bei der er noch einmal alles gibt. Die Streicher weinen hemmungslos mit, die Melancholie siegt über den sonst immer mitschwingenden Optimismus, das Stück heißt „Showdown“. Es wird bestimmt nicht das Letzte sein, was wir von Wendin hören.