Bert Jansch – L.A. Turnaround/Santa Barbara Honeymoon/A Rare Conundrum

Der Titel seines Charisma-Debüts sollte möglicherweise so etwas wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung signalisieren. Den turnaround in der Karriere von Bert Jansch erhoffte sich Tony Stratton-Smith ganz sicher, als er den Gitarristen 1973 unter Vertrag nahm. Für ihn war der ein Idol: Der Mann, der von Richard Thompson bis Jimmy Page so viele Kollegen inspiriert hatte, dass er endlich auch solo richtig durchstarten müsste. Mit Pentangle war er ja zu einigem Ruhm in England gekommen.

Von der Popularität daheim und auf dem Kontinent hatten sie in Amerika nie profitieren können. Stratton-Smith war trotzdem guten Mutes, dass er den Gitarristen mit dieser einschmeichelnden Stimme als einen gleichwertigen Zeitgenossen der geschätzten Singer/ Songwriter von Jackson Browne bis Paul Simon lancieren könne.

Damit er garantiert auch neue Bewunderer außerhalb der Folk-Freak-Zirkel finden würde, engagierte er als Produzent für das Prestige-Projekt Ex-Monkee Michael Nesmith. Der hatte sich mit durchaus unkonventionellen Vorstellungen von einem progressiveren Country Rock profiliert und brachte zu den Sessions gleich noch Pedal-Steel-Ass O.J. „Red“ Rhodes mit, als Crack in seinem Fach längst durch Aufnahmen mit Byrds, Carole King und James Taylor ausgewiesen und in seinem Spiel ein Flair von Americana anklingen lassend, lange bevor der Begriff in Mode kam. Am Bass war Klaus Voormann zu hören, als prominente Gäste unter anderen Byron Berline und Slide-Spezialist Jesse Ed Davis. Aber was bei vielen Aufnahmen am meisten faszinierte, war dieses blinde Verständnis mit dem Kollegen „Red“ Rhodes: Der extemporierte und improvisierte höchst einfühlsam.

Auf Wunsch von Stratton-Smith spielte er auch ein Remake des berühmten „Needle Of Death“, ein unvermeidliches signature tune in Janschs Repertoire. Melodisch endlos melancholisch im „Wild Horses“-Flair, war „Open Up The Watergate (Let The Sunshine In)“ textlich ein ganz und gar sonniger Country-Song. „Chambertin“ war Janschs „Little Martha“, lyrisch versponnen und das genaue Gegenteil von eitler Virtuosität. „Chuck Old Hen“ erinnerte mehr an Appalachen-Vorbilder als an englisches Folk-Originalgut.

Für das nächste Singer/Songwriter-Projekt, „Santa Barbara Honeymoon“(3,5), quartierte er sich im San Fernando Valley im Haus von Ian Matthews ein, engagierte neue (durchaus kompetente) Session-Begleiter, nahm neben neuen auch sehr bewährte Songs (neben Jackson C. Franks „Blues Run The Game“ ausgerechnet „You Are My Sunshine“) auf und verfügte über genügend Vorschuss, um etliche Aufnahmen durch aufwendige Arrangements in monatelangen Sessions zu „veredeln“. Aber alle Steel-Drums machten aus „Build Another Band“ kein „Margaritaville“.

Nicht nur wegen der Traditionais war die dritte und letzte Charisma-LP, „A Rare Conundrum“ (4) – mit Rod Clements und Pick Withers als Mitglieder einer kleinen, feinen Band – eine Rückkehr zum Folk-Purisraus und der großen Klasse früherer Jahre. Nur ebenfalls so erfolglos, dass man sie erst jetzt – Jansch in der letzten Zeit mit reichlich Auszeichnungen und Lob förmlich überschüttet – einer Wiederveröffentlichung in prima Remastering für wert befand. Notabene in England. Hierzulande wende man sich für die Importe am besten an die bekannten Mailorder-Firmen.

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