Julian Plenti -Julian Plenti Is… Skyscraper
Bereits 1998, also zur selben Zeit, als er Interpol beitrat, begann Paul Banks unter dem Moniker Julian Plenti zu schreiben und vereinzelte Konzerte in New Yorker Clubs zu geben. Später hat er die Schattierungen jener Songs in abendlichen Entspannungsübungen am heimischen Computer ausgemalt, verfeinert, das Ergebnis mit Hilfe einiger Freunde aufgenommen. Und ja: „Only If You Run“ wäre mit etwas Fantasie auch auf „Our Love To Admire“ denkbar gewesen, „Games For Days“ ist gar ein Interpol-Trademark reinsten Wassers.
Trotzdem sparen wir uns die langweilige Frage, warum jetzt plötzlich alle Solo-Alben machen (vom „echten“ Julian, Strokes-Sänger Casablancas erscheint demnächst auch eines), und kommen direkt zum Wesentlichen. Die atmosphärische Meisterschaft des Paul Banks wird vor allem spürbar im gravitätischen Kernstück
„No Chance Survial“. Mit stoischer Unbeirrbarkeit zupft Banks hier das Grundmotiv, konterkariert von einem gurgelnden Klavier, einem verzweifelt brummenden Bass. Dazu eine seiner typischen, kaum variierten Strophenmelodien, ganz auf die Kraft der Stimme vertrauend: „There’s no chance survival, and no hiding place.“
Gen Ende drängen unheilvoll sirrende Synth-Schwaden nach vorne, bilden eine paranoid verdichtete Fläche, ehe sich aus all der Agonie eine unerwartete Melodie emporkämpft, die von so einer anmutigen Klarheit ist, dass sie einen mit maximaler Autorität im Sturm nimmt: „We are the golden, we are the strong, that it is showing the random calls“. „Unwind“ beginnt dann als stolzer und sehr perfekter Up-Tempo-Song mit gewaltigen Bläsern und einem über allem thronenden Banks und gerinnt schließlich in einer jazzigen „Low“-Sequenz zu einem verzweifelten Hauchen: „Only time just for you, only time for you now.“
Die lackierten Oberflächen, das Majestätische kleiden hier immer auch das Elend und die Einsamkeit des irdischen Daseins aus. Aber bei Banks liegt in der Verzweiflung ein erhabenes Moment der Selbstbehauptung, alleine deshalb brauchen wir ihn.