The Dead Weather – Horehound
Auf dem Papier natürlich eine Traumkombination: Derwisch Jack White und die rätselhaft schlangenbeschwörerische Kills-Sängerin Alison Mosshart – in einer Band! Kennengelernt hatte man sich auf einer gemeinsamen Tournee. Man war sich sympathisch, jammte ein wenig – und jetzt sind wieder alle ganz begeistert, in was für einem atemberaubenden Tempo „Horehound“ schließlich fertig gestellt wurde. Auch bei den White Stripes freut sich ja stets alle Welt, wenn wieder mal nach 48 Stunden das nächste Album im Kasten ist. Dabei würde man sich eher wünschen, dass White mal eine Aufnahme etwas weniger spontan angeht, einen weniger inflationären Umgang mit seinem freilich enormen Talent pflegt.
Stattdessen wirft sich der hier auch als Schlagzeuger agierende Hansdampf todesverachtend in die noisige Nervensägen-Jam-Session „60 Feet Tall“. Eine durchaus sympathische Haltung, zumal zum Auftakt einer Major-Großproduktion. Aber mit Haltung allein stehen wir das hier nicht durch, so viel ist sicher. Dafür hat White einen stoisch-monotonen Garagenblues wie „Song From The Heavens“ inzwischen zu oft gespielt, manchmal gar mit Struktur. Im weiteren Verlauf etablieren Dead Weather dann eine Art Horror-Goth-Blues, der natürlich der nebulösen Aura der Mosshart geschuldet ist. Eine Mischung aus experimentell-verhallter Kunstmusik, wie in „Birds“, und dem patentierten Whiteschen Rumpel-Rock. Offensiv dargeboten wie in „Treat Me Like Your Mother“, dem beinahe einzigen Stück mit so etwas wie einer Melodie, oder unter Filtern begraben wie in „No Hassle Night“. Schließlich im traditionellen Front-Porch-Stil von „Will There Be Enough Water“, bei dem wir gar nicht wissen wollen, welch enormer Einsatz wohl nötig war, um die etwas ziellos umherzirpende Bottleneck-Moritat so klingen zu lassen, als sei sie 1941 mit nur einem einzigen antiken Kondensator-Mikro aufgenommen worden.
Ohnehin hat man hier bereits die Geduld verloren. Es wäre vermutlich ein Riesenspaß gewesen, sich diese Lieder an einem schummrigen Londoner Abend auf irgendeiner Hinterhof-Bühne anzuhören. Aber muss man immer gleich alles aufnehmen?
Dass White konsequent macht, worauf er Lust hat – bitteschön. Wir aber fänden ganz gut, wenn er nun mal eine Weile gar nichts mehr machen würde.