Kasabian – The West Ryder Pauper Lunatic Asylum
The band we love to hate. Ihre Songs dröhnen in Stadien und bei Fußballshows, in der Fernsehwerbung und auf dem Nintendo DS. Hase und Igel: Der Kasabian-Song ist schon da! Die neue Single „Fire“ – bereits jetzt ein Dancerock-Klassiker in den Studentendissen in Kiel, Münster und Tübingen. Doch Kasabian wollen mehr. Sie wollen Syd Barrett, Midfield General und Ray Davies in einer Person sein. Und sie wollen unbedingt in die „Mojo“- und „Q“-Bestenliste.
Zwei Jahre nahmen sich die Engländer also Zeit für ihr drittes Werk, das laut Gitarrist und Songwriter Serge Pizzorno den Hörer auf eine Reise mitnehmen soll. Achtung: Konzeptalbum! Der Titel ist der Name der ersten Irrenanstalt für Arme in Großbritannien, jeder Song wäre einem imaginären „Gast“ des Hauses gewidmet, so Pizzorno. Die Heilanstalt als Ort, wo Bettler zu Prinzen werden und wo man Schutz vor der Welt findet. Um dann eine neue zu erfinden. „Verrückt“, würde Kaiser Franz sagen und grinsen.
Mit einem „Pet Sounds“ für das 21. Jahrhundert hat es nicht geklappt, den einen oder anderen Schulterklopfer haben sich die Turborocker jedoch verdient. Das vom Blut auf den Straßen Englands handelnde „Where Did All The Love Go?“ groovt irgendwo zwischen T. Rex und den Lo Fidelity Allstars (best of both worlds), das erwähnte „Fire“ beamt die Doors auf das Ibiza der 90er Jahre. Die Nähe zu Syd Barrett sucht man mit einer neuzeitlichen Variante von Psychedelia – so ähnlich wabberten zuletzt die Kasabian-Kumpels von Oasis. Dann zielt „Vlad The Impaler“ wieder auf unsere Magengrube: Jeder Beat ein Schuss an der Playstation! Reichlich missglückt allerdings ist das Trip Hop-Duett mit Rosario Dawson. Die „Sin City“-Schauspielerin – kaum auszumachen. Ansonsten spürt man den fachmännischen Feinschliff von Produzent Dan The Automator. Sind wir nicht alle ein bisschen Gorillaz?
Am Ende gibt’s ein Happy End im Klinikum. Drei Gospelsängerinnen erheben „Happiness“ zu einer weltübergreifenden Primal Scream-Ballade. Al together now: Rotz runterschlucken, weitermachen! The lunatics have taken over the asylum.