Strafplanet Erde / Teewurst und Thanatos
Strafplanet Erde von Dietrich zur Nedden und Teewurst Und Thanatos von Michael Quasthoff (Wehrhahn, je 12,80 Euro) sind der buchgewordene Extrakt von über anderthalb Jahrzehnten „Fitzoblongshow“. Als die Berliner Lesebühnenautoren und Slam-Poeten noch mit dem Lutscher um den Sandkasten liefen, luden zur Nedden und Quasthoff bereits zu ihrer „musikalisch unterfütterten literarischen Nummernrevue“. Sie waren die Ersten, die schillernde, weit ausstrahlende Referenzgröße, und die kam vielleicht nicht von ungefähr aus Hannover, der Kurt-Schwitters-Stadt. Denn von Anfang an war die „Fitzoblongshow“ viel mehr als eine Literaturveranstaltung: ein Dada-Happening, situationistisches Spektakel, Hannoveraner Heimatabend, Generalversammlung des Briefmarkenvereins, Operette, Rockkonzert, Symposium. Die Einladungskärtchen waren „poemes en prose“, die man nicht zuletzt wegen ihrer anachronistisch-kunstvollen Gestaltung sammelte und die sowieso eine eigene Publikation wert wären. In ihren beiden Büchern – vereint lesen, getrennt publizieren! – versammeln die beiden Veranstalter nun ein Best-of ihrer Bühnentexte, die sich in diversen Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien, also längst auch auf Papier bewährt haben. Ehrfurchtgebietend ist die thematische wie formale Vielfalt, mit der die beiden intimen und höchst souveränen Umgang pflegen: Haiku, Sonett, Volkslied, Besinnungsessay, Kurzgeschichte, satirische Glosse; Fußball, Suff, Pisa, Petrarca, Creedence Clearwater Revival, Grillen, Ezra Pound, Stan und Ollie usw. Nichts Menschliches, nichts Tierisches ist den beiden fremd. Man muss das natürlich mal live erleben, aber wer das Pech hat und in der Diaspora wohnt, in Hamburg, München, Berlin, der muss sich nun nicht mehr ausgeschlossen fühlen.