…And YouWill Know Us By The Trail Of Dead – The Century Of Self
Ziemlicher Quatsch, was man jetzt überall liest: Trail Of Dead seien endlich der bösen Major-Falle entkommen und machten wieder kompromissfreie Indie-Musik. Dabei hat man schon die beiden letzten Werke der Band um den genialen Stiesel Conrad Keely kaum als mainstreamkompatibel in Erinnerung. Die Unterschiede sind denn auch marginal: Abermals hat Keely das Artwork entworfen, spürt man den Willen zum Monumentalwerk. Wer freilich bereits den Einsatz memorabler Melodien als Verrat begreift, der ist hier bestens aufgehoben: „The Century Of Self“ ist ein mitunter anstrengendes Album mit Momenten irrlichternder Schönheit, aber auch so mancher Durststrecke.
Das Eröffnungsstück „The Giants Causeaway“ schwillt von einer bedrohlichen Piano-Sequenz in Moll zu einem entfesselten Crescendo aus betrunkenen Orgeln und uferlosen Kreissägen-Gitarren an, um anschließend in die Feedback-Orgie „Far Pavillons“ überzugehen. Das Lärmig-Monotone war schon immer ein Stilmittel der Texaner, hier ist es bisweilen das einzige.
Die Dokumentation „The Century Of Self von Adam Curtis zeigt übrigens, wie die Theorien Freuds von der herrschenden Klasse zur Kontrolle des Individuums eingesetzt werden. Verschwörungstheoretisches beschäftigte den vielseitig bewanderten Keely von jeher ebenso wie Astrophysik und Fantasy. Aus diesen Versatzstücken schuf er manch krudes Art-Rock-Monstrum.
Hier jedoch geht’s um innere Kämpfe: „Find ourselves broken/All things are gone, gone in the blink of an eye“, heißt es in „An August Theme“, dem schönsten Stück. Ein kurzer Moment des Innehaltens. Danach bricht der Sturm los.