Maria Taylor – LadyLuck
Es hat Spaß gemacht, Maria Taylor beim Werden zuzusehen. Das Solodebüt der ehemaligen Sängerin von Azure Ray, „11:11“ von 2005, war ein Neuanfang, eine Suche nach Identität mit den Mitteln von Dream-Pop. Neo-Folk und Elektronik. Schon auf dem zweiten Album, „Lynn Teeter Flower“ von 2007, waren wundervolle Lieder wie „A Good Start“ und „Clean Getaway“. die die verschwiegene Zärtlichkeit Taylors auf den Punkt brachten. Die Produktion öffnete sich in Richtung akustischer Signale und brüchig-fantasievoller Arrangements, die Taylors Freundschaft zu der Saddle-Creek-Gemeinschaft deutlich werden ließen. Vor Kurzem folgte mit der EP „Savannah Road“ eine fabelhafte Kooperation mit Produzent Andy LeMaster (Now It’s Overhead), nur mitbekommen hat das kaum jemand.
Neben der Americana-Affinität hat Taylor einen Sinn für Popmusik und Eighties-Referenzen. Manchmal erinnert sie in ihrem Vorgehen an Sarah McLachlan, bevor die ihre Musik für ein Millionenpublikum zuspitzte. Auch auf „LadyLuck“ sind solche Stilcollagen. Zum Beispiel bei „It’s Time“, bei der Kate-Bush-artige Trommeln klöppeln und eine Wave-Gitarre klingelt. Auch „A Chance“ hat entsprechende Elemente. Die weichen Backgrounds, der federnde Groove. die überdrehte Wahwah-Gitarre zum Schluss – das hätte McLachlans Produzent Pierre Marchand genau so gemacht.
Bei all dem klingt Taylor natürlich nie synthetisch. „LadyLuck“ ist eine erdige, ockerfarbene Platte, aufgenommen mit LoFi-Gestus, akustischer Gitarre und analogen Signalen. Diese Spannung zwischen Pop-Reminiszenz und Indie-Ästhetik bauen Taylor und LeMaster hier zu einem Markenzeichen aus.
Dass die schönsten Lieder nun gerade nicht diesem Schema folgen, nun, das ist einfach so. Das famose „Time Laps Lifeline“ ist der legitime Nachfolger von „Song Beneath The Song“ und „A Good Start“, ein wunderschön filigranes Pop-Lied, wie es auch Aimee Mann schreiben würde. Und das mit einem tollen Gitarrenthema verzierte „Orchids“ zeigt Maria Taylor, wie sie leibt und lebt. Zerbrechlich, schwelgerisch, romantisch verklärt. Und absolut herzerweichend. Wen wundert es da, dass am Ende, bei „Cartoons And Forever Plans“, plötzlich auch noch Michael Stipe mitsingt.