Paolo Sorrentino – Il Divo :: Start: 16.4.
„Der göttliche Julius“ wird Giulio Andreotti wegen seiner Machtfülle in Anspielung auf Caesar ebenso ehrfurchtsvoll wie sarkastisch genannt. Seit Gründung des Parlaments dabei, war der siebenmalige Ministerpräsident und heutige Senator auf Lebenszeit gut ein halbes Jahrhundert lang die Schlüsselfigur der italienischen Politik. Sorrentinos Porträt des zwar schmalen, aber unnachgiebigen und charismatischen Mafia-Günstlings, den Toni Servillo brillant verkörpert, ist keine typische, stringente und ausführliche Biografie. Er setzt bei dem Korruptionsskandal an, der Andreotti 1993 endgültig das Amt kostete, nachdem er in seiner Karriere 28-mal die Aufhebung seiner Immunität verhindern konnte. Sprunghaft, voller satirischer Anspielungen, laut wie eine Debatte und mit grellen Namenseinblendungen ähnelt der Film einem Pulp-Roman — und fängt damit mehr atmosphärisch als dokumentarisch die Absurdität der Politik in Italien ein. Das setzt einige Kenntnisse voraus, bleibt als Sittenbild aber trotzdem ein mitreißendes Vergnügen.