T.C. Boyle – Die Frauen :: Der Weltarchitekt
Es geht hier um Frank Lloyd Wright, den nach eigenem Bekunden „größten Architekten der Welt“, aber über dessen Profession erfährt man hier gar nicht so viel. Boyle hält sich an sein Leben, an die zweite Hälfte seiner Biografie und porträtiert Wright aus der Perspektive der drei Frauen, die dafür gesorgt haben, dass dieser eher traditionelle, konservative, treusorgende Ehemann und Familienvater ausbrechen und zu dem gesellschaftlichen Nonkonformisten späterer Jahre mutieren konnte, der auf die bigotte Moral des frühen 20. Jahrhunderts pfiff. Boyle bietet einiges auf an artistischer Anstrengung. Er kehrt die Chronologie um, das Ende des Romans mündet gewissermaßen in den Anfang; die genannten drei „seelenverwandten“ Frauen strukturieren den Roman in drei Großkapiteln; und er fingiert gleich zwei Erzähler, Tadashi Sato, einen japanischen Eleven Wrights, und seinen „Koautor und Übersetzer Seamus O’Flaherty“, dessen Arbeit Tadashi dann immer wieder mit Fußnoten berichtigt, kommentiert, erweitert. Ein ganzer nuoscner i tick von Boyle, um nach Art des klassischen humoristischen Romans ironische Brechungen und poetologische Metakommentare anzubringen. Er nutzt dieses Verfahren aber allzu häufig nur, um noch weiteres biografisches Material einzubauen. „Addition“, heißt es einmal, sei Wrights Strukturprinzip – und genau das ist auch das Problem des Romans. Das Buch ist viel zu lang und streckenweise schlicht langweilig, weil Boyle die narrative Ökonomie aus dem Blick gerät, weil er sich offenbar zu sehr beschränken lässt von den abzuarbeitenden Daten und Fakten. Vor allem Miriam, eine enervierend überspannte, affektierte Morphinistin, bekommt viel zu viel Raum, um ihre preziöse Borniertheit und pathologisch überreizte Gemütsverfassung auszubreiten. Bei der xten Litanei über die „Vampire“ der Boulevardpresse, über die Unbotmäßigkeit der Lakaien und Illoyalität der Männer wird die grelle Karikatur schlicht ermüdend. (24,90 Euro)