Neil Young :: Rock At The Beach
Das großartige Dokument „„Rock At The Beach“ zeigt Neil Young 1989 im Solo-Konzert..
Es ist ein amateurhafter Mitschnitt – unter schlechter Beleuchtung folgt die Kamera dem Schrat, der herumtänzelt wie ein hospitalisierter Bär; ein Bär allerdings, der Gitarre spielt, in eine Mundharmonika bläst und singt. Als im Jahr 1989 das Meisterwerk „Freedom“ erschien, trat Neil Young im Jones Beach Theatre auf, einem Amphitheater auf Long Island – allein, sporadisch begleitet von Ben Keith und Frank „Poncho“ Sampedro. Genau so spielte er im Winter dann auch in Europa, angetan mit Hosenträgern unter der Joppe und einem roten Stern auf der Arbeitermütze; angriffslustig, ja ruppig in seinen lakonischen Ansagen. Die Studentenproteste in China hatten Young aufgerüttelt, ihn an sein Stück „Ohio“ erinnert und zu „Rockin‘ In The Free World“ inspiriert, dem Motto-Song des Abends, der zweimal gespielt wurde. Schon damals, mit 40 Jahren, war Neil Young ganz der Alte – mit wirren Haaren, Turnschuhen und Radioaktivitäts-Signet auf dem T-Shirt.
Das Programm des Abends wird unerreicht bleiben, und das gilt auch für Youngs grimmigen Vortrag. Er eröffnet mit „My My, Hey Hey“, taucht dann in das verwandte „Rockin‘ In The Free World“, säuselt „Comes A Time“ und „Sugar Mountain“, bringt „Helpless“ am Kneipen-Klavier, um danach das atemlos-enigmatische „Crime In The City“ zu schrammein: ein bitteres Lamento, eine Groteske. „Grew up to be a fireman/ 1 put out every fire in town/ Wish l never put the hose down/ Wisn I never got old.“ Heute ist es Geschichte, damals hatte Young dieses unglaubliche Stück gerade veröffentlicht. Mit Freund Keith bringt er „For The Turnstiles“ und „This Old House“ (Hypothekenkrise!), ehe Poncho beim herzzerreißenden „Too Far Down“ einstimmt. „This Note’s For You“ ist eine Kampfansage, „No More“ ein ergreifender Abgesang. Am Ende lässt „Powderfinger“ die Zuhörer aufspringen.
Schließlich ruft Young einen Gast auf die Bühne, „if you got a minute“: Bruce Springsteen eilt beflissen herbei – Jackett aufgekrempelt und geföhnt, als käme er gerade aus der Trattoria – und spielt angestrengt die Gitarre zu „Down By The River“, kräht den Refrain mit. Heute abend ist er nicht der Boss.