Fall Out Boy – Folie A Deux
Nur Bronx Mowgli kann dieser Platte noch die Show stehlen. Das Ende November geborene Baby von Pete Wentz und Ashlee Simpson kriegt im Internet jedenfalls mehr Aufmerksamkeit ab als “ Folie a deux“, das neue Album von Pete Wentz‘ Fall Out Boy. Aber Klatschreporter schätzt diese Band sowieso mehr als Musikjournalisten, und statt sich von Kritikern seine Emopop-Gassenhauer schlechtreden zu lassen, prahlt Wentz lieber im „Playboy“ mit seinen Erfahrungen mit Russisch Roulette und Prozac.
Doch auch auf „Folie a deux“ wird mächtig angegeben. Nachdem es Fall Out Boy 2007 mit „Infinity On High „schon auf Platz eins der US-Charts schafften, Teen-Preise einheimsten und mit Timbaland oder Jay-Z arbeiteten, protzen sie nun mit Gästen wie Elvis Costello (im kitschigen „What A Catch, Donme“) oder Debbie Harry (im überdrehten „West Coast Smoker“). Kein nölender Kritiker wird verhindern, dass die Platte ein Hit wird. Viel zu gut versteht es die Band, das Pathos des Emocore-Genres in radio- und tanzflächentauglichen Pop zu verwandeln.
Von der Lil‘-Wayne-Koproduktion „Tiffany Blews“ bis zum Stadionrock von „America’s Suitehearts“ – kaum ein Song zwingt einem nicht übermütige Gitarren, einen stampfenden Beat, einen Ohrwurm-Refrain oder einen vor Selbstbewusstsein berstenden Slogan auf: „I don’t care what you think/ As long as it’s about me“, heißt es etwa in der Single „I Don’t Care“, die sich als Glamrock ausgibt. Und mit „20 Dollar Nose Bleed“ haben Fall Out Boy auch die Sorte Bubblegumpop im Repertoire, an dem bestimmt auch Bronx Mowgli Freude hat.