Eleni Mandell – Artifical Fire
Ist sie’s wirklich? Ein so wuchtiger wie filigraner Beat und ein vorwitziges Gitarrenmotiv aus dem Wilco-Universum lassen zum Auftakt im Titelsong schon leise Zweifel keimen, bis dann unverkennbar diese Alt-Stimme nach dem Titelsong greift. Es ist dieselbe Stimme, die zuletzt durch den betörenden Torch-Song-Reigen „Miracle Of Five“ geschwebt war. Nur brauchte diese Stimme im siebten Anlauf halt schon wieder eine kleine Luftveränderung. „Mehr Gitarren und einen Beat, zu dem man tanzen kann“, auf dass sie sich fühlen könne wie „in der Band meiner Kindheitsträume“, sagt Mrs. Mandell.
Mit Verlaub, Eleni, zu nicht wenigen dieser 15 Songs zu tanzen dürfte denn doch viele überfordern und auch vom wesentlichen ablenken. Gewiss, mit dem spöttischen „Little Foot“ und dem rotzigen Rausschmeißer „Cracked“ lässt sie es auch mal einfach schön krachen, während „Tiny Waist“ und besonders das flehende „Don’t Let It Happen“ fast Engtanz-Charme entwickeln, natürlich in der dramatischen Variante: „You’re gonna miss what you don’t know, you wanna kiss but you letting me go…“ Doch das präzis-vertrackte Spiel des Schlagzeugers, die durchweg leuchtenden Licks und Riffs von Gitarrist Jeremy Drake. überhaupt diese beiläufige Kunstfertigkeit der auch mal um Bläser, Streicher, Glockenspiel etc. erweiterten Arrangements, das ist eher der Stoff zum Sitzen- und Liegenbleiben, um konzentriert und zunehmend ergriffen Stücken wie „Right Side“, „Personal“, „Needle And Thread“ zu lauschen. Und schließlich einigermaßen gebannt vor“.Two Faces“ zu verharren, das dann sogar näher an, sagen wir: Portishead ist als an jeder noch so aufgeschlossenen Roots-Konfiguration.
„That’s not what lovers do, they sigh and hope for the future“. resümiert Eleni Mandell in „Personal“ mit gewohnt skeptischem Humor. Immer noch ist die Kalifornierin diesen unwiederbringlichen, oft rätselhaften Boy-meets-Girl-Momenten auf der Spur, in denen Magie und Malheur nur Sekunden(bruchteile) auseinanderliegen. Was passierte da noch „In The Doorway“? Mit seiner Hand und ihrer Hüfte und unter ihrem italian dress ….. I was dizzy, I was guilty…“ Mandell friert das Bild in slow-mo fast ein. um ihm noch mal ganz nahe sein zu können. Oder wie sie in „It Wasn’t The Time (It Was The Color)“ die Erinnerung an den ersten Kuss bei der Pizzeria heraufbeschwört, „l felt so forgettable. one look and he’ll remember…“ Für ihre Karriere mag ein stilistisch so buntes Album, das an allen Fäden ihrer musikalischen Sozialisation zieht, zu diesem Zeitpunkt eher hinderlich sein. Für alle, die Songs und eine tolle Sängerin lieben, ist es auch ein Grund, sich jedes Mal wieder ein bisschen neu in Eleni Mandell zu verlieben.