Teddy Thompson – A Piece Of What You Need
Dass er ein talentierter Songschreiber ist, hat Teddy Thompson auf den letzten beiden Platten seiner Mutter Linda (v.a. auf „Fashionably Late“) schon mehrmals bewiesen. Seine Soloalben waren bisher allerdings eher leichtgewichtig und erhielten bei weitem nicht die Aufmerksamkeit, die die Werke seiner Freunde aus Kindertagen, Rufus und Martha Wainwright, bekamen. „A Piece Of What You Need“
schaffte es nun aber im Sommer bereits in Großbritannien in die Top-Ten-Album-Charts.
Das ist vermutlich vor allem der Produktion von Marius de Vries zu verdanken,der neben Arbeiten für Rufus Wainwright, Björk oder Anja Garbarek auch schon David Gray und Mel C an die Charts verfütterte. Den Beginn von „A Piece Of What You Need“ hat er nun ebenfalls ziemlich mutwillig auf Hit getrimmt. Anämisch, komprimiert und laufstegmodelmager rappeln und scheppern sich die
ersten drei Songs von Hookline zu Hookline, dass man schon aufgeben will, weiter an die Solokarriere von Thompson zu glauben. Doch dann wird es einem plötzlich warm ums Herz. „Where To Go From Here“ heißt passenderweise der Song, in dem Thompson barmt wie eine Mischung aus Rufus Wainwright und Roy Orbison, die Bläser sacht einsetzen, die Harmonien schmeicheln. Und es wird noch besser, „Don’t Know What I Was Thinking“ wäre eines Ron Sexsmith würdig, und von wem Thompson das Gitarrespielen gelernt hat, dürfte nach diesem Song auch klar sein. Mit“Can’t Sing Straight“ zieht er das Tempo an, gibt den coolen Crooner, zitiert Johnny Cash und lässt die Bläser von der Leine.
Besser wird’s nicht mehr. Aber wesentlich schlechter auch nicht, denn Thompson gelingt nun bis zum für ihn obligatorischen Everly Brothers-Cover am Ende fast alles: die grüblerische Ballade, das mitreißende Soulstück, der selbstmitleidige Schmachtfetzen ä la James Taylor, nur der zeitkritische Titelsong ‚wirkt arg bemüht, und wenn Thompson barmt „So sing, sing soulless boy/ Give us more of your simple joy/ It’s soothing, money in the bank“ ist man — mit Blick auf den Beginn dieses Albums — nicht ganz sicher, ob er sich da nicht auch selbst meint.