Dido – Safe Trip Home
Dido hat es sich leicht gemacht mit ihrer Karriere, und sie hat es leicht gehabt. Das erste Album war ein Selbstversuch im Kreise der Faithless-Familie, kleine Lieder mit nicht weiter schwierigen Arrangements. Das Album wurde zu einem der meistverkauften aller Zeiten. Warum? Sicher wegen Eminem, aber nicht nur. Didos kleine Lieder und kleine Texte sind für alle da, sie machen sich nicht rar und schaffen keine künstliche Welt. Das ist für beruhigend, so wie die Musik von Phil Collins und Coldplay beruhigend ist, weil sie niemanden ausschließt. Das zweite Album, „Life For Rent“, geschah unterwegs, es ist nicht der Rede wert.
Jetzt ist Zeit für die Wahrheit. Wie viel Talent hat Dido? Wie genau übersetzt sich die kleine Gabe des Trostes in Lieder, die nicht einfach nur langweilig sind? Dido wusste um die Herausforderung und hat sich zum ersten Mal Zeit gelassen. Gemeinsam mit Jon Brion eine gute Adresse für gehaltvollen Mainstream — experimentierte sie in LA, spielte auf den Aufnahmen selbst Schlagzeug, Blockflöte, Klavier und was sonst nicht noch. Das Resultat ist unaufgeregt, es wird niemanden verschrecken. Aber unter der Oberfläche der seichten Popmelancholie haben sich Selbstvertrauen und Ernsthaftigkeit aufgebaut.
Es gibt keine herausragenden Lieder auf „Safe Trip Home“, aber es gibt viele kleine Erfolge—jene Integrität, die man auf dem Debüt geahnt und auf dem zweiten deutlich vermisst hatte. Ein Lied namens „Grafton Street“ ist zusammen mit Brian Eno entstanden, doch sogar der hält sich zurück, um die Sängerin nicht zu überfahren. „Look No Further“ und „The Day Before The Day“ gehen mit tragischen Streichern und schlichtem Gesang ans Herz. Man hört stets das Private, Unprätentiöse —- insbesondere dann, wenn Dido und Bruder Rollo selbst produziert haben. Aber auch Brion vermischt die Signale zu interessanten Kollagen. die gar nicht so herkömmlich sind, wie man zunächst meint.
Dido ist weiter für alle da. Aber ihre musikalische Integrität hat sie sich zurückgeholt.