Mief und Musik
Wer in den Achtzigern südlich der Elbe in Harburg aufwuchs, also auf der falschen Seite von Hamburg, ist für sein Leben traumatisiert. Heinz Strunk war zudem mit heftiger Gesichtsakne stigmatisiert, die wohl mehr leuchtete als die matten Farben an den Häusern, gegen die selbst Hundehütten mehr Glamour haben. Als er es endlich ans andere Ufer geschafft hatte, schrieb er als schmerzhaft selbstironische Katharsis über seine Jugend ein Buch, das ein Bestseller wurde und damit bewies: Er war nie allein unter Spießern. Denn man muss es schon selbst erfahren haben, um gerade die Verfilmung aushalten, in der es eigentlich nichts zu lachen gibt. Christian Görlitz hat die kleinbürgerliche Tristesse, rustikale Geschmacklosigkeit und dumpfe Mentalität zwischen Halligalli und Langeweile exakt abgebildet. Maxim Mehmet rührt als Saxofonist Heinz mit tragikomischem Hundeblick, und wenn Andreas Schmidt als Bandleader mit dem tödlichen Spruch „Ein Bierchen für die Nierchen“ ein Schützenfest (mit Rocko Schamoni bierernst als König) anheizt, ist das keine Karikatur. Der gebremste Humor kracht voll ins Leben. Extras: Interviews, Making-of. weitere Szenen. (Universal)