Anne Clark – The Smallest Acts Of Kindness :: Wiederkehr der Lyrikerin mit der dramatischen Sprechstimme

Schlimmer noch als das, was die englische Dentaltechnik bei Anne Clark versäumt hat, sind die Segnungen, die sie aus der deutschen Gothic-Gemeinde erfährt. Bei einschlägigen Gruft-Festivals wird die Dichterin als Düse der Schwarzscherei gefeiert, ihre statischen Auftritte vor Elektronik-Brimborium gelten als Ereignis. Aber ja, das sind sie ja auch! In den Achtzigern schlug die Clark empfindsame Gymnasiasten in Bann, die ihrer Lyrik wegen die Feinheiten der englischen Sprache lernten. Ihr feierlicher, atemknapper Vortrag verfehlte auf so vielen Alben nicht die hypnotische Wirkung.

Welch eine Wonne ist es, nach einigen Jahren wieder diese flehentliche, präzise phrasierende Stimme zu hören! Vor dem Hintergrund von Gitarre, Klavier und Violine klingt eine Deklamation wie „Waiting“ subtiler als vor dem monochromen Gesummse. Doch auch aus Maschinen und Schlaginstrumenten zaubert Anne Clark Wunderbares wie das negative Gebet „Psalm“: „No bibles no mahajanas instant dharmagods/ Don’t need no Spiritual suieide/ Pre-frontal lobotomizing god/ Don’t need no stoic sexless antiseptic god/ Don’t need no neon crucifix/ No Crusade no burka or kabbalah/ No camels or needles or papal decrees/ No mail order icons korans or mandalas.“ Andere Stücke klingen, als würde der melancholische Björn Andersson sie am Akkordeon begleiten oder der Synthesizer-Romantiker Thomas Dolby.

Anne Clarks Gespür für Schönheit schützt sie manchmal nicht vor den Gefahren des Kitsches: „As Soon As I Get Home“ ist etwas zu pathetischpompös eingerichtet. Doch der Vortrag dieser feierlichen Lyrikerin übersteht auch Schwurbel und Qualm der triefigsten und mechanischsten Arrangements (und ein tosendes, glucksendes und furzendes Instrumentalstück). Ach, diese Stimme!

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