Keine Macht für Niemand
Keine Macht für Niemand (Fuego) könnte in einer Zeit, in der 68er Unruhen und RAF-Terror bei vielen Nostalgien wecken, auch für ordentlich Quote sorgen. Doch zum verklärenden Überpinseln der Vergangenheit eignet sich „Die Geschichte von Ton Steine Scherben“ dann doch weniger. Die Scherben und ihr Ansatz waren eben mehr als Gegenentwurf und Landkommune. Ihre Geschichte ist zu komplex und voller Widersprüche, um sich knallig und poppig vereinfachen zu lassen, ihr Ansatz zu idealistisch/illusionär, um mit Pepp verkauft zu werden. Sie waren mehr als das Dilemma zwischen Protest und Produkt, angloamerikanischern Rock’n’Roll und kleinkariert-deutschem Mief. Zu dem Mehr gehört Nikel Pallat mit der Axt bei der WDR-Talkshow und immer wieder Rio; beides weit weg. Familien-Mitglieder haben die Biografie geschrieben, Anke Colmern und Marius del Mestre lesen sie. Genauso wie für das vor acht Jahren veröffentlichte Buch gilt: coole Band, super Sounds, wahnsinnige Geschichte und Konflikte, mittelmäßig erzählt. Auf fünf CDs auch mittig vorgelesen („Rattles“ wird artikuliert wie Raddles, irgendwo auch mal „Song“ wie ein französisches Wort, quasi das Hinterteil von Chanson…).