Poco – Original Album Classics :: Fünf Alben der Westcoasl-Band (zum Preis von zwei)

Wurden die Deluxe- und Sammler-Ausgaben zuletzt immer üppiger und elaborierter, so hat nun die Gegenbewegung eingesetzt: Die immer noch gut gefüllten Archive bei Sony BMG werden für Preishammer-Kartons wie „The Collection“ genutzt (leider traf es Alben von Leonard Cohen, doch auch Toto hat man dieses Schicksal nicht gewünscht). Nun gibt es diese „Original Album Classics“, bei denen nur noch CD plus Cover-Vorder- und Rückseite übrig geblieben sind, dazu ein seitlich offener Schuber. Inlays, Songtexte, Liner Notes, alle erdenklichen Angaben entfallen; oft sind nicht einmal die Songtitel zu entziffern (die deshalb auf der Schuber-Rückseite autgeführt sind). Die Minimal-Editionen sollen als Antidot zu Downloads und Brennerei wirken.

Doch welcher Halbwüchsige würde etwa Alben von Poco illegal herunterladen wollen? Das alte Vinyl ist bei diesen Platten aus den frühen 70er Jahren ohnehin die schönste Darreichungsform, gefolgt von gut ausgestatteten CD-Ausgaben. Artwork wie Musik verströmen den Geist jener Zeit, und da die Alben von Poco nie so erfolgreich waren wie die der Eagles oder von Neil Young, handelt es sich auch nicht um kanonisierte Klassiker.

Dennoch halfen Poco bei der Definition des Westcoast-Rock. Richie Furay war die zentrale Figur der Band; er hatte vorher bei den kurzlebigen Buffalo Spnngfield gespielt, deren Ansatz auf „Pickin Up The Pieces“ (1969, * * *) fortgesetzt wurde. Für eine kurze Weile vor dem ersten Album war auch der spätere Eagles-Musiker Randy Meisner dabei; das spätere Eagles-Mitglied Timothy B. Schmit blieb bis 1977.

Auf „Poco“ (1970, * * * 1/2) wagte die Band neben konventionellen Country-Rock-Songs das ausufernde Schluss-Stück „Nobody’s Fool/El Tonto De Nadie, Regressa“, eine mäandernde Hippie-Exkursion reinsten Wassers. Für „From The Jn.side“ (1971, * * * 1/2) teilten sich Paul Cotton und Richie Furay die Verantwortung fürs Songwriting. Nicht überall wird „A Good Feelin‘ To Know“ (* * * *, 1972) gleichermaßen geschätzt, doch erst jetzt entwickelten Poco den an Neil Young geschulten elektrischen Sound, der die Country-Schunkeligkeit zugunsten von Harmoniegesängen und faszinierenden Melodiewechseln verdrängte. „Crazy Eyes“ (1973, * * * *) vollendete diesen schwelgerischen Laissez-faire-Wohlklang. Poco trafen sich noch 1989 in der ersten Besetzung – während die Eagles längst alles abgeräumt hatten.

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