Robyn Hitchcock – Luminous Groove :: Zweite Box mit Alben der Egyptians und Live-Aufnahmen
Unter den unbesungenen Songschreibern der 80er Jahre ist Robyn Hitchcock vielleicht der traurigste Fall. Während die Meriten der — freilich auch erfolglosen – Soft Boys niemals in Zweifel gezogen werden, galten die Egyptians, Hitchcocks zweite Band, schon den Zeitgenossen wenig. Mit Recht zählt Hitchcock sie zum damaligen Jingle-Jangle-Revival um R.E.M., die Smiths und die Go-Betweens (man könnte sogar die Feelies und die Smithereens ergänzen) – doch außerhalb des kleinen, gut sortierten Plattenladens kamen die Egyptians nirgendwo vor.
Die Box „I Wanna Go Backwards“, ein veritables Kleinod, versammelte bereits drei Alben, Hcim-und Live-Aufnahmen und Outtakes. Nun kommen „Fegmania!“ (1985, * * * *), die Live-Platte „Gonna Let This Hen Out!“ (1985, * * *) und „Element Of Light“ (1986, * * * ) hinzu – sowie je eine CD mit weiteren Live- und Studio-Sessions. Es wurde oft bemerkt, dass Hitchcock zu den wenigen Musikern gehört, die John Lennons Solo-Werk so sehr schätzen, dass sie es als Steinbruch der Inspiration nutzen. Hitchcock ist ein großer Surrealist und Ironiker, er macht es selten unter Python-eskem Humor. Dass seine Songs darob schwer verständlich seien, ist so offenkundig wie unvermeidlich. Historie, Politik, Religion und die Wirren der Liebe sind Hitchcocks Sujets, die er mit leichter Hand in absurde Drei-Minuten-Komödien verwandelt. Von den großen Bewegungen und Umschwüngen der 80er Jahre hielt Hitchcock sich fern, seinen Platten haftete damals etwas Volatiles an, das ihnen nun zum Vorteil wurde: Sie sind „No Wave“, halten dieselbe Distanz zu John Cale wie zu Lloyd Cole, bleiben immer Pop.
Neben so vergnüglichen und ätzenden Songs wie „If You Were A Priest“, „Raymond Chandler Evening“, „Teil Me About Your Drugs“, „Egyptian Cream“ und“The Drowning Church“ sind hier auch zahlreiche Live-Aufnahmen aus den Jahren 1991 bis 1993 zu hören, als Robyn Hitchcock die Egyptians noch einmal zurückgeholt hatte —zu jener Zeit klangen sie freilich tatsächlich anachronistisch. Auch deshalb womöglich hat Hitchcock die bisher unveröffentlichten Aufnahmen souverän vitriolisch mit „Bad Case Of History“überschrieben.