Calexico – Carried To Dust :: Zurück zu alten Stärken: Mariachis und traumhafte Arrangements
Bekennen sich Calexico zu einem Irrtum, wenn sie auf ihrem sechsten Album wieder mit Mariachi-Bläsern spielen und viel Border-Musik ins Repertoire holen? Viele wollten im Vorgänger, „Garden Ruin“, ja eine Unsicherheit erkannt haben. Tatsächlich glückte der Versuch, das atmosphärische Drumherum wegzulassen, nur bedingt.
Wie auch immer: Es ist schön, dass Calexico ihre alten Joker ziehen. Die Räume sind wieder groß, die mexikanische Zutaten genauso gegenwärtig wie jene cineastischen Landschaften, mit denen Calexico vor ungefähr zehn Jahren das Transzendente in der amerikanischen Folklore zum Vorschein brachten. Formal ein Konzeptalbum über einen Drehbuchautor, der auf einen road trip geht, ist „Carried To Dust“ eher stream of consciousness als formale Lieder-Sammlung. Insbesondere jene Songs, diejoey Burns zu akustischer Gitarre und trockenen Rhythmen eher flüstert als singt, speisen sich aus der gleichen Quelle -Burns greift in die Stille und sieht mit geschlossenen Augen. Gemeinsam mit wechselnden Mitstreitern — darunter Sam Beam von Iron & Wine, Douglas McCombs und einige spanisch singende Künstler/innen — colorieren Calexico die Innenansichten mit fantastisch dichten, oft traumartigen Arrangements. Zur Vollendung kommt dieser Strang des Albums im letzten Song, „Contention City“ — die Gitarren wabern, ein E-Piano tastet ins Dunkle, das ganze Stück fliegt zu den Sternen.
Nichtsdestotrotz ist „Carried To Dust“ keine strukturlose Platte. Ein romantisches Duett mit Pieta Brown („Slowness“) sorgt genauso für Bodenhaftung wie die besagten Border-Lieder, darunter das fast zu standardmäßige „Trigger“ und „Inspiracion“in seinem Ry-Cooder-Traditionalismus der Ausreißer auf einer fabelhaften Platte.