Dirty Pretty Things – Romance At Short Notice :: Hellwach, dreckig: Carl Barat lässt die Libertines endlich vergessen

Rufus Wainwright war letztes Jahr „so tired of America“, dass Carl Barät ihm heute wohl raten würde, ins Vereinte Königreich zu ziehen, denn „Tired Of England“ behauptet entgegen dem Titel der Single ironisch eher das Gegenteil: „We’ll never be tired of England/ United in rain in the cities/ To Channel the pain and the pity’s woe.“ Die Queen wird angesichts dieser zwielichtigen Patrioten zwar nicht amüsiert sein, aber es ist doch tröstlich zu wissen, dass es in der englischsprachigen Welt noch einen Ort gibt, wo das Elend des Daseins vom Regen hinweggespült wird.

Auch wenn Barät und Konsorten dieses Vergleichs vermutlich müde sind: „Romance At Short Notice“ ist für die Dirty Pretty Things ein ebenso bemerkenswerter Fortschritt, wie es „Shotter’s Nation“ für die Babyshambles war. Jetzt haben wir statt der Libertines also gleich zwei mehr als passable Nachfolge-Combos, die ihre rotzigen, dickköpfigen Anfänge nicht verhehlen, nun indes immer raffinierter und abgeklärter beweisen, dass sie schlichtweg über begabte bis geniale Songwriter verfügen und auf den vermeintlichen Fluch des „schwierigen“ zweiten Albums pfeifen.

Entsprechend viele schmutzige, hübsche Dinger hat das Londoner Quartett auf die neue Platte gepackt, die mit zierlichen Akustik-Balladen wie „Come Closer“, grobschlächtigen Punk-Intermezzi wie „Best Face“ und überschwenglichen Rock-Songs wie „Truth Begins“ alles versammelt, was in dieser famosen Vielseitigkeit wohl nur derart anrüchige Briten können. Wo die Wahrheit beginnt, hat selbst der Regen bald wieder ein Ende: „The sun will shine again tomorrow.“ Das ist Musik für jede Wetterlage.

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