Susan Sontag – Geist und Glamour
Susan Sontag – Geist und Glamour (Aufbau, 22,95Euro) von Daniel Schreiber ist eine im besten Sinne amerikanische Biografie, das heißt, der Autor hält sich nicht sehr lange mit der Analyse des Werkes auf, sondern beschreibt gestützt auf viele Interviews mit Freunden und Gegnern ihr Leben, und zwar in erster Linie das der öffentlichen Person und Starintellektuellen. Die Kindheit neben einer lieblosen, alkoholkranken Rabenmutter, die Hochbegabung, die akademische Ausbildung, ihre frühe Ehe, das wird alles souverän erzählt und abgewogen bewertet, aber so richtig spannend wird es erst, als Sontag sich scheiden lässt, nach New York geht und mit enormem Machtgespür, Selbstbewusstsein und Eitelkeit, allerdings auch mit ein paar brillanten kulturtheoretischen Essays in ein paar Jahren zum Popstar der N Y-Dickdenker-Szene avancierte. Sie besaß neben ihrer Eloquenz, Gelehrtheit und ihrem analytischen Scharfsinn eben auch ein gutes Sensorium für Themen, die im Schwange waren: Camp, Radical Chic, Fotografie – in den 60er und 70er Jahren prägte sie den Zeitgeist durchaus mit. Dass sich das später etwas ändern sollte, verschweigt Schreiber nicht, aber er zieht sich, wie bei ihren filmischen und dramatischen Misserfolgen, ihren erfolgreichen, aber ästhetischen fragwürdigen Romanen, dann immer gern mit der Kritik anderer aus der Affäre. Etwas mehr polemische Meinungsfreude wäre dem Gegenstand angemessen gewesen.