Love Sculpture – Blues Helping :: Die schon virtuosen Anfänge des Gitarristen Dave Edmunds

„Morning Dew“ war der Bonnie Dobson/Tim Rose-Klassiker, den von Grateful Dead bis zur Jeff Beck Group damals fast so viele Bands spielten wie das unvermeidliche „Rock Me Baby“. Irgendein A&R-Mann bei EMI meinte, dass diese neu verpflichtete Band The Human Beans mehr psychedelischer Nonsens war selten bei der Namensgebung einer Nachwuchsgruppeden für ihre Debüt-Single auch aufnehmen sollten. Deren bloße Existenz erwähnte man später besser nicht in der Gegenwart und im Gespräch mit Dave Edmunds. Wieso sich der — erklärter Rockabilly- und Country-Fan mit enzyklopädischem Wissen in Sachen Rock’n’Roll und größter lebender Bewunderer der Everly Brothers — dazu überhaupt breitschlagen ließ, hatte wohl mit seinem Talent für Kompromisse zu tun. Nach dem Flop der Single benannte man sich in Love Sculpture um und ließ sich erklären, dass man ab sofort „die“ Blues-Band für EMI sein werde. Bei der Konkurrenz hatten es Fleetwood Mac mit der ersten LP im März sofort auf Platz 4, bei einer anderen Firma John Mayall und die Bluesbreakers mit „Bare Wires“im Sommer 1968 glatt auf Platz 3 der Hitparade gebracht.

Für Love Sculpture war da strengstens Nachsitzen angesagt: B. B. King, Elmore James und immer wieder der Bluesbreakers-Bestseller von 1966. Edmunds später: „I didn’t know anythingabout blues… Basically it was just listening to the John Mayall album and nicking as many licks as I could off Eric Clapton.“ Er erwies sich als höchst gelehriger Schüler. Neben dem, was damals Mick Moody, Peter Green, Mick Taylor oder andere Koryphäen des britischen Blues-Booms boten, klang das, was Edmunds sich als Autodidakt in Sachen Blues angeeignet hatte, alles andere als übel. Auf Konzertbühnen bald weit mehr noch als auf der Platte. Alvin-Lee-Fans ins Stammbuch geschrieben, die Edmunds während der kurzen Love Sculpture-Ära nie live erlebten: Was der als Flinkfinger damals musizierte, war noch einiges spektakulärer! Das nötigte auch erklärten Jimi-Hendrix-Fans seinerzeit mehr als nur ein wenig Respekt ab.

Mit Instrumentals wie Freddie Kings „The Stumble“ gab er dem Affen Zucker. Aber es ¿waren die langsameren Cover-Versionen — der „Three O’Clock Blues“ von B. B. King oder seine Deutung von Ray Charles‘ „I Believe To My Soul“ -, bei denen man hörte, wie vertraut er mit dem Genre in kurzer Zeit geworden war. Dass die Debüt-LP angeblich in einer einzigen Marathon-Session im Verlauf von 19 Stunden aufgenommen wurde, zeigt allerdings ziemlich drastisch, welche Bedeutung man dem ganzen Projekt beimaß.

Das änderte sich erst, als die Band — durch viele Club- und Festival-Auftritte längst ein Geheimtipp geworden — in einer John-Peel-Show für die BBC mit einer furiosen Version des „Sabre Dance“ auftrat und Edmunds bei der Gelegenheit klarmachte, wer der sprichwörtlich schnellste Schütze im ganzen Westen war. Ohrwürmer von Bizet und Holst arrangierte er für die zweite und letzte LP, „Fornis and Feclings“ (* * * 1/2), respektlos nach derselben Showbusiness-Methode, nur nicht mit demselben Erfolg. Zugaben bei diesen (ganz ordentlich neu überspielten) CDs sind die Single-Edits besagter Klassik-Rocker,

die B-Seite „Think Of Love“ (Dave Edmunds‘ erster Song) und das bislang aus irgendwelchen Gründen nicht freigegebene „River To Another Day“. Bei dem ebenfalls als Bonus-Track spendierten „Morning Dew“ betätige man im Zweifelsfall die Skip-Taste des Players.

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